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Agent d’ingérence étrangère : Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein. Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die haben Bärte. Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die fahren mit.

  • Le monde selon Elon Musk
    https://www.arte.tv/fr/videos/117797-000-A/le-monde-selon-elon-musk

    Doucumentaire disponible du 27/02/2024 au 26/05/2024 - le contenu de la vidéo correspond à un texte qui se lit en dix minutes. On y apprend surtout une chose : X/Twitter n’est pas le dada d’un milliardaire excentrique mais la clé de voûte d’un empire dont le seigneur correspond assez à l’entrepreneur-surhomme d’Ayn Rand dans Atlas Shrugged . C’est assez flippant que ces énergumènes soient à la tête de puissantes organisations.

    Twitteur compulsif, Elon Musk s’est offert en 2022 son réseau social préféré, et l’a brutalement façonné selon ses désirs. Cette enquête punchy relate les relations orageuses entre la plate-forme et le milliardaire, et leurs incidences sur le débat public.

    « Certains s’expriment à travers leurs cheveux, moi je me sers de Twitter. » En 2010, l’entrepreneur Elon Musk a rejoint la « conversation mondiale » et s’est vite fait remarquer par ses tweets potaches ou absurdes. Cette notoriété a rejailli sur ses activités industrielles, axées notamment sur la conquête spatiale et les voitures électriques, contribuant à réduire les dépenses marketing de son empire. Mais les relations entre le magnat d’origine sud-africaine et Twitter ont connu des hauts et des bas. Elon Musk, influencé par ses aspirations libertariennes, a souvent vitupéré contre sur ce qu’il considérait comme des atteintes à la liberté d’expression, quand l’équipe dirigeante de Twitter, longtemps accusée de laxisme face aux propos haineux et aux fake news, tentait, elle, de redresser la barre. Il a par exemple volé au secours de Donald Trump en janvier 2021, lorsque le compte Twitter de ce dernier a été supprimé après l’assaut du Capitole. Pour modeler son réseau social favori à sa guise, Elon Musk a fini par se l’offrir en octobre 2022, après une bataille juridique mémorable. Depuis, Twitter, rebaptisé X en 2023, a licencié des milliers de salariés, notamment des modérateurs de contenu, et ouvert les vannes du complotisme et de l’incitation à la haine.

    Choc des cultures
    Selon la recette éprouvée qui fait la force des documentaires d’actualité Frontline, ce film de James Jacoby entremêle témoignages clés et archives récentes. Il nous replonge jour après jour dans un haletant feuilleton qui a mal fini : la reprise en main de Twitter et une « conversation mondiale » qui vire à la polarisation et à la virulence. Plusieurs ex-salariés de la plate-forme livrent d’éclairants témoignages sur l’avant et l’après-Elon Musk, racontant le choc des cultures entre monde industriel et pépite de la tech, les licenciements brutaux et même un inquiétant déchaînement de haine, complaisamment relayé par le réseau social, à l’encontre de l’un d’entre eux, Yoel Roth, en charge du département de la confiance et de la sécurité de la plate-forme au moment du rachat. Retraçant une décennie de relations orageuses entre Twitter et l’impulsif milliardaire, et le débat sur la liberté d’expression et la désinformation qu’elles ont alimenté, cette enquête à l’efficacité anglo-saxonne montre comment la démocratie a perdu quelques plumes dans l’aventure.

    Réalisation : James Jacoby

    Pays : Etats-Unis

    Année : 2023
    Durée : 91 min

    Disponible du 27/02/2024 au 26/05/2024

    Genre : Documentaires et reportages

    #impérialisme #propagande #relatiins_publiques #manipulation #réseaux_sociaux #économie #idéologie #culte_de_la_personne #monopoles #film #documentaire #TV

  • Grünheide: Polizei will Protestcamp nicht räumen, Tesla überschreitet Abwassergrenzwerte
    https://www.berliner-zeitung.de/news/gruenheide-proteste-im-baumhaus-gegen-tesla-gehen-weiter-li.2192141

    Quand Elon Musk pollue tes eaux

    29.2.2024 - Die Besetzung des Tesla-Waldes soll weitergehen. Zeitgleich überschreitet der Autobauer laut amtlichen Messungen Abwassergrenzwerte. Was in Grünheide derzeit los ist.

    Umweltschützer haben jüngst aus Protest gegen den E-Autobauer Tesla ein Waldstück in Grünheide besetzt. Die Aktivisten wollten in der Nacht auf Freitag in selbst errichteten Baumhäusern übernachten und das Camp vorerst nicht verlassen - und auch die Polizei will vorerst nicht eingreifen. Die Proteste können bis Mitte März fortgesetzt werden, wie die Behörde am Donnerstag mitteilte.

    Die Bürgerinitiative Grünheide rief Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) indes dazu auf, das Camp zu besuchen und mit den Besetzern zu sprechen. Im Wald bei der E-Autofabrik kamen am Donnerstag um die 100 Aktivisten zusammen, von denen etliche auch bei Protestaktionen im Hambacher Forst oder im Braunkohle-Dorf Lützerath dabei waren.
    Tesla-Fabrik in Grünheide sicher? Das sagen die Klimaaktivisten

    Die Umweltschützer kritisieren neben der geplanten Rodung von Wald unter anderem auch den Abbau von Lithium für Batterien. Sie werfen Tesla eine Gefährdung des Trinkwassers vor und schlechten Arbeitsschutz. „Saubere Autos sind eine dreckige Lüge“ und „Wasser ist ein Menschenrecht“ war auf Plakaten zu lesen.

    Mit Blick auf den Widerstand gegen Großfabriken wie Tesla rät der Ostbeauftragte Carsten Schneider derweil den Unternehmen, bei den Menschen am Ort für sich zu werben. Denn aus Schneiders Sicht sind Industrieansiedlungen auch in Ostdeutschland kein Selbstläufer mehr. „Ich nehme da in Ostdeutschland eine Veränderung wahr“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. „Früher wurde praktisch jedes Großprojekt begrüßt, solange es nur Arbeitsplätze brachte. Jetzt gibt es vereinzelt auch mal Widerstände. Das muss man bei der Planung künftig mitdenken.“ Die Erweiterungspläne des US-Elektroautobauers waren bei einem Bürgerentscheid in der betroffenen Gemeinde Grünheide vor einigen Tagen mehrheitlich abgelehnt worden.

    Erhöhte Abwassergrenzwerte von Tesla: Wasserverband beruft Sitzung ein

    An diesem Freitag will der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) bei einer außerordentlichen Versammlung beraten, ob er die Abwasserentsorgung bei Tesla einstellen wird. Denn Tesla hat nach amtlichen Messungen bestimmte Abwassergrenzwerte überschritten. Der Landkreis Oder-Spree sieht aber keine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung, wie er auf Anfrage mitteilte.

    Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur lag der Wert für Phosphor seit der Eröffnung der Tesla-Fabrik vor fast zwei Jahren fünfmal über dem behördlichen Grenzwert, vier Überschreitungen gab es bezogen auf den Vertrag mit dem Wasserverband Strausberg-Erkner. Die Werte gehen auf eigene Messungen von Tesla zurück, die dem Landkreis vorliegen.

    Protest gegen Tesla-Fabrik: ÖDP verlangt Schließung der Abwasserleitung

    Der Autobauer warnte den Wasserverband vor einem Entsorgungsstopp. Er verwies darauf, dass die Stoffkonzentration höher ist, weil Tesla Wasser einspare. „Zur Reduktion des Trinkwasserbedarfs der Gigafactory setzen wir schrittweise weitere Wassersparmaßnahmen um“, teilte das Unternehmen mit. „Nach unserer Kenntnis sind beim Betrieb des Klärwerks Münchehofe im Jahr 2023 keinerlei Auffälligkeiten oder Überschreitungen von Grenzwerten aufgetreten.“

    Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) verlangt die Schließung der Abwasserleitung, einen Produktionstopp und strengere Umweltauflagen.

  • RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg gefasst : Waren wir zusammen im Lidl an der Ecke ?
    https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/raf-terroristin-daniela-klette-in-berlin-kreuzberg-gefasst-waren-wi


    Mais oui, mon Cher Timo, moi , ton voisin, je suis peut-être un terroriste..Tu ne peux pas le savoir, d’ailleurs moi non plus, c’est la police politique qui le décide. C’est inquiétant, pas vrai ? Et si par hasard les flics t’arrêtaient toi, tu serais tout aussi terroriste que la petite bonnnefemme qu’ils viennent de faire voyager en hélico vers une prison lointaine. Ça fait peur, non ? Arrête de me faire c... avec tes commentaires de gros beauf, il y a des choses plus importantes à transformer en news pour ton canard.

    A ne pas confondre : B.Z. et Berliner Zeitung

    29.2.2024 von Timo Feldhaus - Es klingt wie ein Klischee, aber noch immer kann man sich in Kreuzberg offenbar gut verstecken, wenn man Terrorist ist. Wie wohnt es sich in der Nachbarschaft?

    Die gerade enttarnte und festgenommene RAF-Terroristin Daniela Klette tanzte, so viel weiß man nun, gerne Capoeira, sie liebte den Karneval der Kulturen, lebte seit 20 Jahren in einer Wohnung in Kreuzberg, und natürlich frage ich mich nun, wie wahrscheinlich es war, dass sie meiner Tochter Mathenachhilfe gegeben hätte.

    Die 65-jährige, so ihre Ex-Nachbarn, gab Nachhilfe in Mathe und wohnte immerhin nur zehn Minuten von uns entfernt, und wir suchten gerade eine geeignete Mathe-Hilfe. Viele sind nun verwundert, wie „normal“ sich das Leben von einer der meistgesuchten Frauen des Landes unter falscher Identität mitten in Berlin gestaltete. Das kann man einerseits verstehen, andererseits wirkt auch von München-Pasing aus betrachtet das Leben vieler Kreuzberger, die keine Terroristen sind, wie ein surrealistischer Trip in einer anderen Welt.

    Ja, denken wir hier auch nicht unstolz, wir sind alle ein bisschen anders, aber manche sind es eben noch etwas mehr. Man denkt aber natürlich auch: Bin ich der RAF-Omi wohl öfters begegnet? Waren wir im selben Supermarkt einkaufen? Viele Nachbarn sind jetzt erstaunt, mit wem sie es all die Jahre zu tun hatten. Vor zwei Monaten wurde nur drei Minuten von uns zu Hause eine potenzielle Hamas-Terroristenzelle hochgenommen, sie hatten einen Anschlag auf jüdische Einrichtungen geplant.

    Kreuzberg fühlt sich gefährlich an

    Jetzt der Afrobrasilien-Fan Klette. Sie postete gerne auch Selfies, musste aber des Öfteren ihr einigermaßen bürgerliches Leben im bunten Kreuzberg verlassen, um einen Raubüberfall zu unternehmen. In ihrer Wohnung – gab sie dort Mathenachhilfe? – fand man Waffen, wohl auch eine Granate. Klette lebte gefährlich, man selbst lebt täglich so vor sich hin. Und plötzlich überschneidet sich das.

    Das Leben in Kreuzberg fühlt sich manchmal gefährlich an, aber die meiste Zeit führen wir hier so ein langweiliges, schönes Leben wie alle anderen.

  • Das unsterbliche RAF-Gespenst und wozu der Staat es braucht
    https://www.telepolis.de/features/Das-unsterbliche-RAF-Gespenst-und-wozu-der-Staat-es-braucht-9641108.html

    L’arrestation d’une petite femme d’un certain age provque un tollé médiatique. Les medias officiels allemands publient des menaces contre toute opposition de gauche fondamentale : on vous aura tous, si vous ne rentrez pas dans les rangs.

    Peter Nowak nous rappelle les faits et dangers qu’emmène l’engouement pour la cause antiterroriste. J’ai l’impression d’assister à une mise en scëne parodique des campagnes antiterroristes des années 1970, lui par contre y identifie de véritables menaces pour toute expression libre de gauche.

    28.2.2024 von Peter Nowak - Staat präsentiert großen Fang: Daniela Klette wird als Top-Terroristin bezeichnet. Wird sie am Ende nur wegen „unpolitischer“ Taten verurteilt? Ein Kommentar.

    Man fühlte sich in die BRD der 1980er-Jahre und frühen 1990er-Jahre zurückversetzt, als an allen Bahnhöfen Fahndungsplakate von tatsächlichen oder vermeintlichen Mitgliedern der Roten Armee Fraktion (RAF) zu sehen waren.

    Senatorin lobt Hartnäckigkeit der Ermittler gegen aufgelöste RAF

    Dort war auch ein Foto von Daniela Klette abgebildet. Am Dienstag ist sie in Berlin verhaftet worden, was für die Berliner Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz, Felor Badenberg gleich Anlass einer kurzen Pressemeldung war, in der auch der politische Charakter deutlich wurde:

    Die Festnahme zeigt, dass sich der lange Atem der Ermittlungsbehörden auszahlt. Ihnen gilt mein Dank und meine Anerkennung, dass sie bei der Suche nach extremistischen Gewalttätern immer wieder beharrlich bleiben. Es war entscheidend, den Verfolgungsdruck aufrecht zu erhalten, um die Bevölkerung vor weiteren schweren Taten zu schützen.
    Aus der Pressemeldung der Berliner Senatsbehörde Justiz und Verbraucherschutz

    Abgesehen davon, dass Straftaten, die Klette im letzten Vierteljahrhundert begangen haben soll, gar nicht mehr politisch motiviert waren, sondern gegebenenfalls wohl nur noch zur Finanzierung des Lebensunterhalts im Untergrund dienten, ist der Verweis auf den langen Atem der Ermittlungsbehörden durchaus auch als Drohung zu verstehen.
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    Sie vergessen nicht, vor allem nicht bei einer politischen Gruppe, die einmal aus einem linken gesellschaftlichen Aufbruch entstanden ist und über deren weitere Entwicklung sich die gesellschaftliche Linke über Jahrzehnte gestritten hat.
    RAF: Ein Gespenst, das der Staat nicht ruhen lässt

    Am 20. April wird es bereits 26 Jahre her sein, seit sich die RAF aufgelöst hat, was selbst die Generalbundesanwaltschaft als Fakt auf ihrer Homepage notiert hat. Trotzdem behauptet die Senatsbehörde, dass der Verfolgungsdruck aufrechterhalten wurde, „um die Bevölkerung vor weiteren schweren Taten zu schützen“.

    Hier kann man wirklich behaupten, dass die RAF hier als Gespenst herangezogen wird, die noch ein Vierteljahrhundert nach ihrer Auflösung als Gefahr für die Bevölkerung hingestellt wird.

    Vorwand RAF: Eine Warnung an heutige linke Gruppen

    Das ist durchaus auch als Drohung für aktuelle linke Gruppen, die überhaupt keinen Bezug zur RAF haben und trotzdem sofort mit der RAF in Verbindung gebracht werden.

    So erklärte laut Medienberichten der Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro, die Festnahme der „Topterroristin“ zeige, dass der Rechtsstaat auch nach Jahrzehnten nicht locker lasse – und dass Berlin „nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzt bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist“.

    Als wäre selbstverständlich anzunehmen, dass eine gesuchte RAF-Frau hier in der „Szene“ verkehrt hat, die im Fokus von Polizei und Verfassungsschutz steht. Hätte das in ihrem Sinn 20 Jahre „gutgehen“ können – so lange, wie sie mindestens in Berlin gewohnt haben soll?
    Beschwörung neuer RAF: Keule gegen Klimabewegung und Antifa

    Immer wieder wird von Seiten der repressiven Staatsorgane und ihnen nahe stehender Medien eine neue RAF beschworen, wenn sich Menschen jenseits von Staat und Kapital organisieren. Mal soll eine „Klima-RAF“ verhindert werden, wenn Klimabewegte über klassische Demo-Konzepte hinausgehen, mal wird „die Antifa“ zur neuen RAF stilisiert.

    Das hat durchaus Methode. Die RAF wird hier zum Synonym für größtmögliche Feindschaft zum Staat. Um die konkrete Programmatik der einst real existierenden RAF geht es da gar nicht mehr. Mit dem Hype um die Verhaftung von Klette soll dann noch mal von Seiten des Staatsapparates klargemacht werden, dass sie bei ehemaligen Staatsfeinden keine Gnade und kein Vergessen gibt. Das soll heutigen politischen Gruppen eine Lehre sein.

    Deutung der RAF-Taten: Wo fängt Terrorismus an?

    Tatsächlich hat sich bis weit in linke Kreise in Bezug auf die RAF der Begriff Terrorismus durchgesetzt – in den 1970er-Jahren waren selbst Linksliberale nicht bereit, diesen Begriff zu verwenden, nicht aus Sympathie mit der RAF, aber aus der Ablehnung vor dem Staatsapparat einen Kotau zu machen. Der Begriff hat sich heute aber weitgehend durchgesetzt.

    Mit der Verhaftung von Klette wird noch einmal verdeutlicht: Der deutsche Staatsapparat besiegt weiterhin einen Gegner, der sich längst aufgelöst hat. Damit soll auch klargestellt werden, dass die Staatsapparate gegen ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Feinde aus linken, rechten oder islamistischen Milieus vorgehen, um der Totalitarismustheorie die Ehre zu geben.

    XY ungelöst: Schmückt sich die Sendung mit fremden Federn?

    Auch die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“, die erst kürzlich wieder die noch gesuchten Ex-RAF-Mitglieder thematisierte, will sich die Verhaftung von Klette als Erfolg anrechnen lassen, obwohl laut Polizei die Observation der Frau schon Monate andauerte, als die Folge ausgestrahlt wurde.

    Erst im Februar wurde in der Sendung die Fahndung nach Klette und den beiden noch gesuchten ehemaligen RAF-Mitgliedern Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub reaktiviert – was angeblich zu mehr als 160 Hinweisen aus der Bevölkerung führte – und am 17. Februar zu einem stundenlangen Polizeieinsatz in einem Zug bei Wuppertal. Doch der dort als früheres RAF-Mitglied verdächtigte Mann war verwechselt worden.

    Auch hier fühlte man sich in die 1970er- und 1980er-Jahre zurückversetzt, als eine deutsche Volksgemeinschaft Staatsfeinde jagte. Nur: Damals haben es manche der Verwechselten nicht überlebt. Es ist keineswegs ein gutes Zeichen, dass in Zeiten angestrebter „Kriegstüchtigkeit“ und der erklärten Absicht der Herrschenden, mit Kanonen statt Butter großen Teilen der Bevölkerung die Rechnung zu präsentieren, auch die Denunziationsbereitschaft gegen vermeintliche oder tatsächliche Staatsfeinde wächst.
    Umgang mit RAF-Mitgliedern: Ein Lehrstück politischer Justiz?

    Nun stellt sich natürlich die Frage, wie es nach der Verhaftung von Daniela Klette weitergeht. Droht ein klassischer RAF-Prozess, wie es die Gefangenenhilfsorganisation Rote Hilfe in ihrer Pressemitteilung befürchtet?

    Zu erwarten ist ein politisch motivierter Gesinnungsprozess, wie sie heutzutage vielfach gegen Aktivist:innen der türkischen und kurdischen Linken sowie antifaschistische Gruppen stattfinden.

    Damit erübrigt sich für die Anklage der jeweilige Tatnachweis. Schon in früheren RAF-Prozessen wurden regelmäßig allen Mitgliedern sämtliche Taten während der Zeit ihrer Mitgliedschaft zur Last gelegt. Dies steht auch aktuell zu befürchten. Es ist die Aufgabe von Solidaritäts- und Grundrechtsorganisationen ebenso wie der gesamten Linken, sich gegen diese Gesinnungsjustiz zu stellen.
    Bundesvorstand der Roten Hilfe

    Noch ist es zu früh, darüber zu urteilen. Das hängt auch vom Verhalten der Verhafteten ab. Klette wurde schon angeraten, sie könne die Kronzeugenregelung für sich in Anspruch nehmen – was bedeuten würde: Strafnachlass gegen Aussagebereitschaft gegen sich und andere. Würde ein solches Szenario eintreten, wäre ein weiterer „Triumph“ des Staates über die schon aufgelöste RAF besiegelt.

    Widerstand gegen Verurteilung nach alter Methode ist nötig

    Doch noch ist nicht klar, wie sich die Gefangene verhält, wie sie sich verteidigt und wie ihre Anwälte agieren. Die demokratische Öffentlichkeit könnte schon jetzt fordern, dass eine Verurteilung nach der alten Methode gegen tatsächliche oder vermeintliche RAF-MItglieder heute nicht mehr erfolgt.

    Es gib keine RAF mehr, also kann auch nicht nach dem Konstrukt der Gesamt-RAF verurteilt werden. So müssen den einzelnen Angeklagten individuelle Taten nachgewiesen werden. Das kann auch im Fall von Klette schwierig werden.

    Zur Last gelegt wird ihr unter anderem Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag im Jahr 1993, bei dem keine Menschen verletzt oder getötet wurden – was auch erkennbar nicht beabsichtigt war: Die Wachmannschaft des noch leer stehenden Gefängnisneubaus im hessischen Weiterstadt war von den bisher nicht identifizierten Tätern gefesselt und in einem Lieferwagen aus der Gefahrenzone gebracht worden, ehe die Bomben explodierten.
    Mordanschläge hörten schon Jahre vor der RAF-Auflösung auf

    Als Mordversuch interpretiert werden könnten dagegen die Schüsse auf das US-Botschaftsgebäude 1991 in Bonn – in verschiedenen Medienberichten heißt es, dort sei nur „durch einen glücklichen Zufall“ niemand getötet worden.

    Die Verteidigung dürfte da genauer hinsehen, falls Klette eine Beteiligung nachzuweisen ist, denn Tötungsdelikte verjähren nicht, im Gegensatz zur bloßen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, die gemäß der Höchststrafe von zehn Jahren nach § 129a innerhalb von 20 Jahren verjährt.

    Eine Beteiligung an vollendeten Morden wird Klette bisher nicht vorgeworfen – die RAF hatte schon mehrere Jahre vor der Auflösung 1998 aufgehört, Repräsentanten von Staat und System gezielt umzubringen.
    RAF-Geschichte kaum noch in öffentlichem Bewusstsein

    Es wird sich auch zeigen, wie ein solcher RAF-Prozess in einer gegenüber vor 30 Jahren völlig anderen politischen Umgebung stattfinden würde.

    Die RAF und ihre Aktionen sind heute vielen völlig unbekannt. Dabei gibt es den Roman „Erzählung zur Sache“ in dem die Autorin Stephanie Bart die Geschichte der RAF literarisch bearbeitet. Vielleicht ist die Verhaftung von Klette ein guter Anlass, nach diesem Buch zu greifen.

  • Ist der Golfstrom wirklich in Gefahr ?
    https://www.telepolis.de/features/Ist-der-Golfstrom-wirklich-in-Gefahr-9639633.html?seite=all


    Geografie der Atlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC). Grafik : NASA, gemeinfrei

    Byebye Gulfstream, bienvenu le retour des hivers quand on faisait du patin à glace sur tous lacs, étangs et bassins des fontaines de la ville ? Pas de chance, si les températures tombent à cause de l’arrêt des courants océaniques on aura du moins 30, trop froid pour s’amuser dehors. Quoi qu’il arrve il faut oeuvrer contre afin d’éviter les pires catastrophes dans l’avenir. C’est ce que nous disent les climatologues avertis.

    27.2.2024 von Jutta Blume - Neue Studie sieht Golfstrom auf dem Weg zu dramatischem Kipppunkt. Europas Wärmepumpe ist in Gefahr. Ob sie zusammenbricht, bleibt aber umstritten.

    Was zurzeit am meisten Sorge bereiten sollte, ist die rapide globale Erwärmung. Sei es, dass in den vergangenen zwölf Monaten die globalen Durchschnittstemperaturen durchweg 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau lagen, sei es, dass die Ozeane schon wieder Rekordtemperaturen aufweisen, und zwar noch deutlich höhere als im vergangenen Jahr.

    Mitten in diesem realen Klimageschehen sorgte eine, Anfang Februar im Fachjournal Science Advances veröffentlichte Studie der niederländischen Klimaforscher René M. Van Westen, Henk a. Dijkstra und Michael Kliphuis für Aufsehen. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Nordatlantikstrom sich auf dem Weg zum Kollaps befinden könnte und als Teil davon der Golfstrom, der Wärme nach Europa transportiert.

    Würde die Atlantische Meridionale Umwälzzirkulation (AMOC), wie die Ozeanzirkulation fachsprachlich genannt wird, zum Erliegen kommen, könnte es in Europa ziemlich schlagartig kälter werden – rund 3 Grad Celsius pro Dekade und bis zu 30 Grad insgesamt.

    Bis zu 30 Grad kälter in Europa

    Gleichzeitig würde es in der südlichen Hemisphäre noch wärmer und trockener werden, was für den Amazonas-Regenwald, der sich aufgrund der Abholzung ebenfalls auf einen Kipppunkt zubewegt, keine guten Neuigkeiten wären.

    Angetrieben wird dieses gewaltige Strömungssystem vor allem durch das Gefrieren des Meerwassers im hohen Norden. Dabei sinkt kaltes Wasser in die Tiefe, das im westlichen Atlantik nach Süden strömt. Auf dem Rückweg nach Norden wird wiederum warmes Wasser transportiert, das für das vergleichsweise milde Klima in Europa sorgt.

    Gestört werden könnte die Umwälzbewegung im Ozean durch den zunehmenden Eintrag von Süßwasser von abschmelzenden grönländischen Gletschern. Damit verändern sich die Dichteverhältnisse und weniger Wasser könnte in die Tiefe absinken. Die Strömung würde sich abschwächen.
    Abschwächung oder Kipppunkt?

    Die wissenschaftliche Diskussion um AMOC dreht sich um die Fragen, ob die Zirkulation mit der Klimaerwärmung nur schwächer wird oder ob sie einen Kipppunkt erreichen kann, an dem sie ganz zum Erliegen kommt. Hinzu kommt die Frage, ob bisherige Messdaten natürliche Schwankungen abbilden oder auf einen grundsätzlichen, mit dem Klimawandel verbundenen Trend hindeuten.

    Bei letzterer stellt sich das Problem, dass die bisherige Messreihe eigentlich zu kurz ist, um längerfristige Trends auszumachen. Spezielle Messbojen, die die Strömung überwachen, wurden erst im Jahr 2004 ausgebracht. Daher behelfen sich Klimaforschende in erster Linie mit Computersimulationen.

    Im 6. Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC wird ein vollständiger Kollaps der AMOC noch in diesem Jahrhundert zwar als unwahrscheinlich beschrieben – was aber nicht bedeutet, dass er nicht doch eintreten könnte. Und im vergangenen Jahr veröffentlichten der dänischen Klimaforscher Peter Ditlevsen und die Mathematikerin Susanne Ditlevsen eine Studie, in Nature Communications der zufolge die AMOC schon zwischen 2025 und 2095 zum Erliegen kommen könnte.

    Dem Berechnungsmodell zugrunde lagen Daten zur Oberflächentemperatur des Nordatlantik zwischen 1870 und 2020. Andere Klimaforschende äußerten allerdings Zweifel an der Aussagekraft der Untersuchung und schätzten das einbezogene Datenmaterial als nicht ausreichend ein, um zu einer solchen Prognose zu kommen.
    Die große Frage ‚wann‘ bleibt unbeantwortet

    Die Studie von van Westen und Kollegen simuliert einen graduell ansteigenden Süßwassereintrag im Nordatlantik über einen Zeitraum von 2200 Jahren, wobei Klimabedingungen aus vorindustrieller Zeit als Startpunkt gesetzt werden. Das Ergebnis ist eine langsam abnehmende Strömung bis das System nach 1758 Modelljahren an einen abrupten Kipppunkt gerät.

    Als Indikator für das Bevorstehen dieses Kipppunkts machten die Forscher einen minimalen Süßwassertransport in 34 Grad südlicher Breite 25 Jahre vor dem Ereignis aus.

    „Die große Frage, wann die atlantische Zirkulation einen Kipppunkt erreichen wird, bleibt unbeantwortet. Die Beobachtungen reichen nicht weit genug zurück, um ein klares Ergebnis zu liefern“, schreiben van Westen, Dijkstra und Kliphuis allerdings in The Conservation.
    Irreversible Klimaveränderungen

    Wenn die Zirkulation jemals kollabieren würde, dann würde das zu ziemlich sicher irreversiblen Klimaveränderungen führen, betont van Westen in einer Pressemitteilung der Universität Utrecht.

    Klimaforscher:innen des Max-Planck-Instituts für Meteorologie sehen die Sachlage weit weniger dramatisch. „Es ist zwar nicht völlig ausgeschlossen, dass sich die Nordatlantikzirkulation in den nächsten paar hundert Jahre deutlich abschwächt, aber wir sehen zurzeit dafür weder in den Messdaten noch in unseren Simulationen Anzeichen“, sagt Daniela Matei, die am Max-Planck-Institut für Meteorologie die Rückkopplungen zwischen Klimawandel und Nordatlantikzirkulation erforscht.

    Das Institut kritisiert eine geringe räumliche Auflösung des in Utrecht verwendeten Modells, sowie dass neben dem Süßwassereintrag die Erderwärmung nicht in die Berechnungen eingeflossen sei.
    Zusammenbruch des Golfstroms unbedingt vermeiden

    Anders bewertet wiederum der Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung die jüngst erschienene Studie. „Die neue Studie bestätigt frühere Bedenken, dass Klimamodelle die Stabilität der AMOC systematisch überschätzen“, schreibt Rahmstorf.

    Er sieht in der Veröffentlichung einen wichtigen Fortschritt auf diesem Forschungsgebiet und hebt den dahinterliegenden Rechenaufwand hervor: „Die Rechnung dauerte sechs Monate auf 1.024 Rechnerkernen in der niederländischen nationalen Supercomputing-Einrichtung, dem größten System der Niederlande für Hochleistungsrechnen.“

    Der entscheidende Punkt aber bleibt, dass ein Zusammenbruch der AMOC in jedem Fall vermieden werden muss. Das Warten auf sicherere Forschungsergebnisse könnte sich daher als fatal herausstellen. „Sobald wir ein eindeutiges Warnsignal haben, wird es angesichts der Trägheit des Systems zu spät sein, etwas dagegen zu unternehmen“, kommentiert Rahmstorf in seinem Blogeintrag.

    #climat

  • „Reihenweise Vorladungen verschickt“ : Ermittler übten offenbar Druck auf Familien der Ex-RAF-Mitglieder aus
    https://www.tagesspiegel.de/politik/reihenweise-vorladungen-verschickt-ermittler-ubten-jahrelang-druck-auf-

    Les revoilà sur nos écrans, les petis enfants et avatars des ex-nazis et leurs copains qui ne fatigaient jamais en essayant de nous gâcher la jeunesse. Là ils ont un look plus jeune et plus féminin mais ce sont les mêmes "Charaktermasken", les fonctionnaires d’un système meurtrier qui font croire aux propriétaires de pavillons de banlieue qu’il sont là pour protéger leur vie tranquille.

    Cet article souligne que le "Stastsschutz" ne cesse jamais de traquer la gauche terroriste ou juste politique. On sait par contre que les dossiers de terrorisme de droite moisissent sur les étagères de la police avant de finir en poubelle car il y a d’autres priorités.

    A chier.

    27.2.2027 von Pascal Bartosz - Bundesinnenministerin Faeser (SPD) bezeichnet die Festnahme von Daniela Klette als „großen Erfolg der Polizei- und Ermittlungsbehörden“. Wie kam es dazu?

    Kurz nach der Verhaftung des früheren RAF-Mitglieds Daniela Klette haben Fahnder am Dienstag ebenfalls in Berlin einen weiteren Verdächtigen festgenommen. Der Mann wird auch im Zusammenhang mit Aktivitäten früherer RAF-Leute gesucht.

    Es handele sich um eine Person im „gesuchten Alterssegment“ der Ex-RAF-Männer Burkhard Garweg, 55 Jahre, und Ernst-Volker Staub, 69, teilte das federführend ermittelnde Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen mit. Man kläre die Identität des Festgenommenen, da nicht sicher sei, ob sein Ausweis echt ist.

    Klette war fast 35 Jahre auf der Flucht, sie soll unbestätigten Angaben zufolge 20 Jahre unentdeckt in Berlin gelebt haben. Ein Hinweis aus dem November 2023 habe die Ermittler auf die Spur der Ex-Terroristin geführt, teilte Niedersachsens LKA-Chef Friedo de Vries mit: „Es stellte sich heraus, dass aus dem Hinweis eine echte Spur wurde.“ Auch nach der Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ vor einigen Wochen sind demnach Hinweise eingegangen, die noch ausgewertet würden.

    Klette wurde mit einem Hubschrauber von Berlin nach Bremen geflogen, von dort aus zum Amtsgericht Verden gebracht. Der 65-Jährigen wurden am Dienstag sechs Haftbefehle wegen verschiedener Überfälle verkündet. Sie sitzt nun in Untersuchungshaft. Klette bestritt den LKA-Angaben zufolge ihre Identität nicht, machte aber keine Aussagen zu den konkreten Tatvorwürfen.
    Faeser: „Niemand sollte sich im Untergrund sicher fühlen“

    Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens sprach nach der Festnahme von einem „Meilenstein“ in der deutschen Kriminalitätsgeschichte. Die SPD-Politikerin sagte, dass es sich um einen bedeutenden Tag für die Sicherheitsbehörden ganz Deutschlands handele.

    Ermittler hatten Klette am Montagabend in Berlin-Kreuzberg festgenommen. Dort lebte sie in einer Mietwohnung, in der sie sich zum Einsatzzeitpunkt allein aufhielt. In der Wohnung, die nicht von Klette angemietet worden war, fanden die Polizisten eigenen Angaben zufolge zwei Magazine für eine Pistole sowie Munition. Eine Schusswaffe sei nicht sichergestellt worden.

    Die mutmaßliche Ex-Terroristin wurde laut Staatsanwaltschaft durch Fingerabdrücke identifiziert. Klette habe in den vergangenen Jahrzehnten eine falsche Identität genutzt, hieß es, ein italienischer Pass mit anderem Namen werde derzeit untersucht.

    Die Taten, die Klette mit RAF-Bezug begangen haben soll, sind offenbar verjährt. Der Staatsanwaltschaft Verden und dem LKA Niedersachsen geht es um in den letzten fast 25 Jahren verübte Raubüberfälle, an denen sie mit den früheren RAF-Männern Garweg und Staub beteiligt gewesen sein soll.

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete die Festnahme als „großen Erfolg“, der Rechtsstaat habe „langen Atem“ gezeigt: „Niemand sollte sich im Untergrund sicher fühlen.“
    Behördlicher Druck auf Familienmitglieder

    Auch auf die Familien der drei Gesuchten aus der RAF übten die Behörden offenbar Druck aus, zuletzt wurden Briefe und Computer ausgewertet. Zudem ermittelten die Fahnder intensiv in der autonomen Szene, unter mutmaßlichen Sympathisanten.

    Noch vor einer Woche hieß es in der Szene: „Da die Verfolgungsbehörden völlig ahnungslos sind, wo die drei sind, verschickt die Staatsanwaltschaft Verden derzeit reihenweise Vorladungen.“ So steht es auf Indymedia, einer unter Linken vielfach genutzten Internet-Plattform. „Die Vernehmungen laufen so: Nach kurzem Vorgeplänkel wird das Video einer Überwachungskamera gezeigt, das den versuchten Überfall auf einen Geldtransporter in Stuhr (bei Bremen) zeigt. Aus dieser Situation resultiert der Vorwurf ,versuchter Mord’.“

    Ein Trio hatte im Juni 2015 versucht, mit Maschinenpistolen bewaffnet vor einem Einkaufsmarkt in Stuhr in Niedersachsen einen Geldtransporter zu überfallen – die Waffen, so eine These der Ermittler, stammten aus RAF-Zeiten. Bei dem Überfall schossen die Täter auf den Geldtransporter.

    #Allemagne #RAF #persécution #police

  • Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg festgenommen
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/02/raf-terroristin-daniela-klette-festnahme-berlin-kreuzberg.html


    Archivbild : Daniela Klette 1988

    No country for old women. On les aura tous. Horst Herold avait raison, mais la question était mal posée.

    https://www.youtube.com/watch?v=a7E7NLKU3VA

    27.02.2024 von Tim Korge - Über 30 Jahre auf der Flucht - Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg festgenommen

    Die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette ist in Berlin gefasst worden. Klette soll für Sprengstoffanschläge und Überfälle auf Geldtransporter verantwortlich sein und war seit mehr als 30 Jahren auf der Flucht.

    Die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette ist gefasst worden. Die 65-Jährige wurde am Montagabend in Berlin-Kreuzberg festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden am Dienstag mitteilte.

    Klette soll für Sprengstoffanschläge und Geldtransporter-Überfälle verantwortlich gewesen sein, unter anderem für einen Sprengstoffanschlag auf die JVA im hessischen Weiterstadt im Jahr 1993. Die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt Niedersachsen fahndeten jahrzehntelang nach ihr und zwei Komplizen wegen versuchten Mordes im Zusammenhang mit Raubüberfällen in Deutschland.

    DPA: Festnahme geschah in der Sebastianstraße


    Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur handelt es sich beim Ort der Festnahme um ein siebengeschossiges Mietshaus in der Sebastianstraße. Am Dienstag standen uniformierte Polizisten vor dem Haus. Der Eingang war gesperrt. Kriminaltechniker waren noch vor Ort und untersuchten die betreffende Wohnung. Die Festnahme am Montagabend erfolgte vor allem durch die Polizei aus Niedersachsen, die Berliner Polizei war nur als Unterstützung dabei.

    Die Sebastianstraße verläuft in der Gegend zum Teil unmittelbar entlang der früheren Grenze zwischen West- und Ost-Berlin, wo die Mauer entlanglief. An vielen Stellen gehörte die eine Straßenseite zum Westen und die andere zum Osten der Stadt.

    Mehrere Raubüberfälle innerhalb von 17 Jahren

    Den Beschuldigten Daniela Marie Luise Klette, Ernst-Volker Staub, und Burkhard Garweg wird unter anderem versuchter Mord sowie eine Serie von schweren Raubüberfällen vorgeworfen. Die gesuchten drei ehemaligen RAF-Terroristen sind bereits in den 90er Jahren untergetaucht. DNA-Spuren brachten die Ermittler darauf, dass die drei für Raubüberfälle auf Geldtransporte und Supermärkte im Zeitraum zwischen 1999 und 2016 verantwortlich sein können.

    Tatorte waren unter anderem Wolfsburg, Cremlingen und Stuhr in Niedersachsen sowie Bochum-Wattenscheid und Essen in Nordrhein-Westfalen. Die Staatsanwaltschaft Verden geht davon aus, dass die Raubüberfälle nicht politisch motiviert waren, sondern die drei damit ihren Lebensunterhalt im Untergrund finanzieren, weshalb weitere Taten möglich seien. Insgesamt sollen sie mehr als zwei Millionen Euro erbeutet haben.
    Ein Kameramann nimmt am 28.3.1993 vor dem schwer beschädigten Verwaltungsgebäude des Gefängnisbaus in Weiterstadt bei Darmstadt ein umgestürztes Baufahrzeug auf. Am Vortag hatte ein Kommando der RAF einen Sprengstoffanschlag auf die Baustelle von Hessens modernster Justizvollzugsanstalt verübt hatte. Der Komplex wurde wieder aufgebaut und am 13.8.1997 in Betrieb genommen (Quelle: dpa / Frank Kleefeldt).


    Am 27. März 1993 hatte ein Kommando der RAF einen Sprengstoffanschlag auf die Baustelle von Hessens modernster Justizvollzugsanstalt verübt. Verletzt wurde niemand, aber die Baukosten stiegen um 90 Millionen Mark.Bild: dpa / Kleefeldt

    „Dritte Generation“ der linksextremistischen RAF

    Staub, Garweg und Klette werden zur sogenannten dritten Generation der linksextremistischen RAF gezählt. Die Terrororganisation löste sich 1998 auf. Der dritten RAF-Generation werden unter anderem die Morde an Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen im Jahr 1989 und an Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder im Jahr 1991 zur Last gelegt. Rohwedder war am 1. April 1991 in Düsseldorf in seinem Haus am Schreibtisch erschossen worden. Das RAF-Kommando hatte ihn aus einer Kleingartenlage und mehr als 60 Metern Entfernung ins Visier genommen. Es war der letzte RAF-Mordanschlag.

    Zuletzt hat die Staatsanwaltschaft Verden am 14. Februar Hinweise zu früheren Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ erbeten. Daraufhin gingen laut der Redaktion 250 Hinweise von Zuschauern ein. Ob einer davon zur Festnehme Klettes geführt hat, ist noch offen.

    Sendung: rbb24 Inforadio, 27.02.2024, 12 Uhr


    Jaja, Holger, der Kampf geht weiter, und so weiter. Es wäre komisch, wenn das alles nicht so tragisch wäre.

    #Allemagne #Berlin #Kreuzberg #Mitte #Sebastioanstraße #terrorisme #RAF

  • Dieter Hallervorden - Die Nazikneipe in Schweinewalde
    https://www.youtube.com/watch?v=6tpEXvWUeIw

    Vous connaissez la blague : Quand ca ça fait coin-coin comme un canard, se dandine comme un canard et nage comme un canard c’est bien un canard ..
    C’est pareil pour les fachos de province (Schweinewalde ou forêt des cochons est un homonyme ou prèsque de plusieurs villages du Brandebourg dont le nom se termine par -walde ). Si on regade bien, on les recommît facilement, même s’ils prétendent d’être des citoyens démocratiques indignés.

    #nazis #Allemagne #Brandebourg #sketch #humour #parodie

  • Axel Springers Yad2 : Immobilienanzeigen in Israels besetzten Gebieten
    https://www.martinlejeune.de/nahostkonflikt/axel-springers-yad2-immobilienanzeigen-in-israels-besetzten-gebieten

    Le philosemitisme allemand montre son véritable caractère. Son propagandiste notoire, le groupe Axel Springer, vend des biens immobiliers dans les territoires occupés de Palestine.

    Last Updated: 8. Februar 2024By Martin Lejeune

    «Vom Fluss bis zum Meer», lautet im Dezember 2023 in der Wirtschaftszeitung «TheMarker» eine Reklame, mit der das Internet-Portal Yad2 für Immobilien in völkerrechtswidrigen israelischen Siedlungen im Westjordanland, in Ostjerusalem und in den Golanhöhen wirbt.

    Der Yad2-Werbespruch «Vom Fluss bis zum Meer» steht in der Reklame neben eine Karte, welche die Gebiete Israels, des besetzten Palästinas, des annektierten Ostjerusalems und der annektieren Golanhöhen zeigt. Auf all den Gebieten dieser monochromen Karte zeigen Stecknadeln auf Immobilienangebote.

    Auf der Karte gibt es keine «Grüne Linie» oder andere Markierungen, welche die international anerkannten Grenzen Israels, Palästinas, Syriens und Ostjerusalems trennen oder zumindest kenntlich machen. Unter dem Slogan «Vom Fluss bis zum Meer», die das Existenzrecht der aus diesen Gebieten stammenden Palästinenser und Syrer leugnet, steht: «Yad2 hilft Ihnen, nach vorne zu schauen und eine Zukunft in Ihrem nächsten Zuhause in Israel aufzubauen.»

    Die von Yad2 veröffentlichten Immobilienangebote für Mietwohnungen, Eigentumswohnungen und Hausverkäufe in diesen Gebieten verletzen das internationale Recht.

    Die Politik Israels, seine Zivilbevölkerung in besetzten palästinensischen und syrischen Gebieten sowie in Ostjerusalem anzusiedeln und die dortige einheimische Bevölkerung zu vertreiben, verstößt gegen grundlegende Regeln des humanitären Völkerrechts. Artikel 49 der Vierten Genfer Konvention besagt: «Die Besatzungsmacht darf Teile ihrer eigenen Zivilbevölkerung nicht in das von ihr besetzte Gebiet deportieren oder überführen.»

    Als israelische Siedlung werden Städte und Dörfer in jenen israelisch besetzten Gebieten im Westjordanland, in Ostjerusalem und in den Golanhöhen bezeichnet, die außerhalb der Grünen Linie, der Waffenstillstandslinie von 1949, liegen. Dort leben fast eine Million Siedler, deren Ansiedlung die Genfer Abkommen verletzen.

    Yad2 verletzt mit den Immobilienangebote die territoriale Integrität der Arabischen Republik Syrien, zu derem Gouvernement al-Quneitra die Golanhöhen gehören. Auch vertößt Yad2 gegen den völkerrechtlichen Status Jerusalems als «corpus separatum unter internationalem Recht», der seit der Teilungsresolution der VN-Generalversammlung vom 29.11.1947 international anerkannt ist.

    In Deutschland ist die politische Kampfparole «Vom Fluss bis zum Meer» durch Bekanntmachung (veröffentlicht am 02.11.2023 im Bundesanzeiger zum GZ BAnz AT 02.11.2023 B10) vom Bundesministerium des Innern und für Heimat verboten worden (auf Deutsch oder anderen Sprachen), Az. ÖSII2 – 20106/31#2.

    Yad2 wurde 2005 gegründet, ist heute das größte Kleinanzeigen-Portal in Israel und hat laut Axel Springer SE eine Markenbekanntheit von fast 100 Prozent.

    Wem gehört Yad2?

    Am 06.05.2014 kaufte Axel Springer Digital Classifieds (ASDC), ein damaliges joint venture der Axel Springer und General Atlantic Unternehmensgruppen, für 234 Millionen US-Dollar (seinerzeit ca. 165 Millionen Euro) 100 Prozent der Coral-Tell Ltd., der Eigentümerin von Yad2.

    Heute gehört Yad2 zur AVIV Group GmbH, eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg unter HRB 172136, mit Sitz in der Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin.

    Einzige Gesellschafterin der AVIV Group GmbH ist die Axel Springer Digital Classifieds Holding GmbH, eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg unter HRB 141303.

    Einzige Gesellschafterin der Axel Springer Digital Classifieds Holding GmbH ist die Axel Springer Digital Classifieds GmbH, eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg unter HRB 141922.

    Einzige Gesellschafterin der Axel Springer Digital Classifieds GmbH ist die Axel Springer Digital GmbH, eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg unter HRB 87210.

    Einzige Gesellschafterin der Axel Springer Digital GmbH ist die Axel Springer SE, eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg unter HRB 154517.

    Aktionäre der Axel Springer SE sind die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co, die Friede Springer Stiftung, die MD Beteiligungsgesellschaft mbH, Mathias Döpfner, die Brilliant 310. GmbH, Axel Sven Springer, Traviata B.V. und Ariane Melanie Springer.

    Friede Springer ist Geschäftsführerin der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co, eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg unter HRB 10472. Komandistin der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co ist die MD Beteiligungsgesellschaft mbH, eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg unter HRB 220303.

    Gesellschafter der MD Beteiligungsgesellschaft mbH ist Mathias Döpfner.

    #Allemagne #Israël #Palestine #apartheid #colonialisme

  • Kriegsertüchtigung - Ampel zerlegt Sozialstaat
    https://www.jungewelt.de/artikel/469990.kriegsert%C3%BCchtigung-ampel-zerlegt-sozialstaat.html


    Lindner am Donnerstag abend bei »Maybrit Illner« : »Das Wichtigste ist, dass keine neuen Sozialausgaben dazukommen« 

    La situation est grave. La droite et les libéraux ne se gênent plus. Ils proclament : des canons ou du beurre, il faut choisir. La majorité des allemands paiera pour la guerre. So it goes.

    4.2.2024 von Raphaël Schmeller - Finanzminister Lindner will Aufrüstung mit Kürzungen finanzieren. Armutsforscher spricht von »sozialpolitischer Zeitenwende«

    Die Ampelkoalition will Deutschland kriegstüchtig machen. Und weil das ins Geld geht, führt für Finanzminister Christian Lindner kein Weg an Sozialkürzungen vorbei. Ein »mehrjähriges Moratorium bei Sozialausgaben und Subventionen« sei nötig, um mehr in die Aufrüstung investieren zu können, erklärte der FDP-Politiker am Donnerstag abend bei »Maybrit Illner«. Clemens Fuest, Präsident des kapitalnahen Ifo-Instituts und ebenfalls Gast der ZDF-Sendung, fügte zustimmend hinzu: »Kanonen und Butter – das wäre schön, wenn das ginge. Aber das ist Schlaraffenland. Das geht nicht. Sondern Kanonen ohne Butter.« Der Sozialstaat werde noch nicht abgeschafft, »aber er wird kleiner«, so ­Fuest. Auch die dritte in der Runde, die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang, sagte, Deutschland müsse mehr Geld in die Hand nehmen, um die Ukraine zu unterstützen und Europa bei der Verteidigung unabhängiger von den USA zu machen.

    In der vergangenen Woche hatte Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Münchner Sicherheitskonferenz angedeutet, dass Kürzungen bei Renten und Sozialausgaben nötig sein könnten, um die Verteidigungsausgaben langfristig zu erhöhen. »Deutschland investiert dieses Jahr und auch in den kommenden Jahren, in den Zwanziger-, den Dreißigerjahren und darüber hinaus zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung«, so Scholz auf der Konferenz. Er fügte hinzu: »Mein Ziel ist es, dass wir nach dem Auslaufen des Sondervermögens die Ausgaben für die Bundeswehr aus dem allgemeinen Haushalt finanzieren.« Nach Berechnungen des Spiegels würde das im Jahr 2028 Ausgaben von 107,8 Milliarden Euro bedeuten. Zum Vergleich: Der aktuelle Verteidigungsetat des Bundes beträgt 51,9 Milliarden Euro. Um diese Ausgaben zu decken, müsste also an anderer Stelle gekürzt werden – an welcher, hat Lindner nun bekanntgegeben.

    Der Armutsforscher Christoph Butterwegge verurteilte die »sozialpolitische Zeitenwende« der Ampelkoalition am Freitag gegenüber jW. »Was von Christian Lindner als Moratorium erklärt wird, läuft in Wahrheit auf eine Demontage des Wohlfahrtsstaates hinaus. Denn wenn die sozialen Probleme wie bereits seit geraumer Zeit deutlich zunehmen, die Ausgaben aber nicht mehr mitwachsen dürfen, handelt es sich um reale Kürzungen in diesem Bereich«, so Butterwegge. Deutschland stehe vor der Alternative: Rüstungs- oder Sozialstaat. »Setzen sich Bum-Bum Boris Pistorius, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Anton Hofreiter und Co. mit ihren Hochrüstungsplänen durch, wird sich die schon jetzt auf einem Rekordstand befindliche Armut noch verschärfen.«

    Auch der Bundestagsabgeordnete und BSW-Generalsekretär Christian Leye kritisierte Lindners Ankündigung scharf: »Während Rüstungskonzerne Dividendenpartys feiern, sollen Menschen, die ohnehin auf dem Zahnfleisch gehen, noch mehr bluten«, erklärte er gegenüber dieser Zeitung. »Dass sich Vertreter der Regierungsparteien am Wochenende gegen rechts auf die Straße trauen, obwohl sie den Rechten die Wähler von Montag bis Freitag in die Arme treiben, grenzt an Hohn.«

    Nach einem Bericht der Financial Times vom Freitag hat weltweit kein Rüstungskonzern so stark vom »Revival der europäischen Verteidigungspolitik« profitiert wie Rheinmetall. Die Düsseldorfer rechnen bis 2026 mit einer Verdoppelung des Umsatzes auf bis zu 14 Milliarden Euro.

    #Allemagne #guerre #austérité

  • Männerstrip-Show: „Magic Mike“ am Potsdamer Platz
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/sixx-paxx-maennerstrip-show-am-potsdamer-platz-steck-ihn-schoen-tie

    23.02.2024 von Kevin Gensheimer - Unser Autor kannte Stripshows bisher nur aus Filmen. Für unsere Serie „Was tun bei schlechtem Wetter?“ hat er sich die Sixx-Paxx-Show in Berlin angesehen.

    Nur wenige Meter von mir entfernt, buchstäblich zum Greifen nah, steht er vor mir: der Popstar, den Generationen von Fans auf der ganzen Welt vergöttern. Er trägt die ikonische rote Lederjacke aus dem weltbekannten Musikvideo, das in den 1980er-Jahren bereits meinen Eltern das Fürchten lehrte. Seine Welthits schallen aus den Boxen des Clubs und er gleitet mit seinen Füßen rückwärts über den Boden, fast so, wie man es von ihm gewohnt war.

    Kurz darauf zieht sich Michael Jackson bis auf die Unterhose aus.

    Rund 100 Frauen johlen und kreischen und applaudieren dem „King of Pop“ weiter zu. Michael ist tot, und trotzdem habe ich mich wie alle anderen schnell drauf eingelassen.

    Alle kennen die Chippendales, das ist diese amerikanische Tänzergruppe, deren Mitglieder außer schwarzen Fliegen um den Hals wenig tragen. Ich kannte diese Muskel-Männer bislang nur aus dem Fernsehen und aus Erzählungen über wilde Jungeselinnenabschiede. Seit dem Film „Magic Mike“ aus dem Jahr 2012 ist das Phänomen männlicher Stripper bekannt. Ich habe alle drei Teile von „Magic Mike“ gesehen, nur der erste lohnt sich.

    Was genau aber bei solchen Stripshows im echten Leben passiert – egal ob sich Männer oder Frauen auf der Bühne ausziehen – war mir bislang ein großes Rätsel. Mit einem guten Freund verabrede ich mich zu einer solchen Show am Potsdamer Platz, um dieser Frage nachzugehen.

    Sixx-Paxx-Show am Potsdamer Platz: Im Publikum fast nur Frauen

    Vor dem Club steht schon rauchend meine Begleitung, neben ihm eine Schlange Frauen. Einmal drin werde ich vom Chef des Ladens mit festem Händedruck begrüßt. In der Mitte des ungewöhnlich kleinen Clubs ist eine quadratische Bühne aufgebaut, die auf jeder Seite offen ist und mit Vorhängen ringsherum verhüllt werden kann. Drumherum stehen Stühle in Reihen und um Tische rum. An den Wänden befinden sich Separees. Die Show geht gleich los; der Club ist ausverkauft.

    Während ich mich unterhalte, baut ein Kellner einen Tisch für uns auf, mittig vor der Bühne, ein absoluter Premiumplatz.

    Zu meiner linken sitzt eine Frauengruppe aus Eisenach, die den Junggesellenabschied von Verena feiert. Da ich kein junges Eheglück in Gefahr bringen will, habe ich ihr hier einen anderen Namen gegeben. Sie bemerken, dass sie neben den beiden einzigen Männern im Publikum sitzen: Kreischerei. Verena und ihre Freundinnen tragen leuchtende Reifen in den Haaren, trinken Sekt und Sprudelwasser. Sie sagen, sie seien in einer Stretch-Limousine zum Stripclub gekommen.

    Plötzlich wird es dunkel, nur die Haarreifen der Frauen aus Eisenach leuchten weiter. Dann Studionebel. Im Dunkeln kann man erahnen, dass eine Handvoll Männer die Bühne betritt. Das Licht geht an und beleuchtet grell die Männer auf der Bühne. Ich werde geblendet, aber erkenne, dass sie mir alle direkt in die Augen schauen. Ist es nur Zufall?

    Sixx Paxx, so nennen sie sich, eine Gruppe von wechselnden Tänzern, die in Berlin auftreten, aber auch durch Deutschland touren mit ihrer Show. Bekannt wurden sie durch eines ihrer berühmtesten Mitglieder, Marc Terenzi, der Exmann von Sarah Connor. Tickets kosten ab 50 Euro aufwärts, anschließend können einzelne Tänzer in Separees für einen Lapdance gebucht werden.

    Schon nach wenigen Takten Musik werden die Sixx Paxx ihrem Namen gerecht: Sie reißen sich ihre schwarzen Unterhemden vom Leib. Kreischerei. Kurz darauf betritt eine Dragqueen die Bühne. Sie nennt sich „Mataina Vagina“ und stellt zu Beginn der Show die sechs Tänzer vor.

    Sie haben Künstlernamen wie Bryan McFly, Curtis Johnson oder Leon Rush. Mein Liebling ist zunächst der Stripper namens Junio Muniz, weil er ein wenig aussieht wie der junge Robert Downey jr. Mataina Vagina setzt derweil andere Prioritäten. Sie stellt ihn als „Sunnyboy, den jeder ficken will“ vor. Kreischerei.

    Die Männer schwirren aus. Sie laufen durchs Publikum und tanzen die Frauen an, denen das direkt zu gefallen scheint. Mit Gelnägeln bestückte Hände streifen über nackte Oberkörper. Einige Frauen spielen den fremden Männern am Gürtel herum, trauen sich direkt ein wenig tiefer.

    Zu meiner rechten sitzt eine blonde Frau, die mir erzählt, dass sie Kandidatin bei der aktuellen Staffel von „Der Bachelor“ war. Während Curtis Johnson auf ihrem Schoß sitzt, sie ihn streichelt, denke ich daran, dass sie vor der Show noch ihre Bedenken hatte: „Ich bin viel zu prüde hierfür!“

    Auch Verena zu meiner Linken ist beschäftigt: Für echtes Geld kann man sich falsches Geld kaufen, das man den Männern in die Hose steckt. Ihre Freundin filmt alles. Verena nimmt ein Geldbündel und steckt es dem Mann in den Hosenbund, vorne seitlich. Sie schreit und jubelt für alle hörbar: „Ich war an seinem Schwanz!“
    Ein Höhepunkt der Show: Die Dusch-Nummer

    Waren Striptease lange Zeit vor der allgemeinen Verfügbarkeit der Pornografie eines der wenigen erotischen Kulturphänomene, ziehen Stripshows heute den Reiz besonders aus ihrem Eventcharakter. Es sind große unterhaltsame Veranstaltungen mit schillernden Tänzern, die keine Scheu haben, das Publikum zu berühren. Es ist nicht ganz genau bekannt, wann der Mensch begann, sich vor anderen erotisch zu entkleiden.

    Völlig verschwitzt vom bloßen Zusehen stehen wir mit mehreren Frauen vor dem Eingang und rauchen. Die Frauen unterhalten sich. „Echt? Du hast auch keine Gebärmutter mehr?“, weht es zu mir herüber. Ein feministischer Solidaritätsmoment vorm Strippschuppen, in einer Wolke aus Parfüm und Marlboro Gold.

    Vorm glitzernden Lotus höre ich die Stimme von Mataina Vagina im Saal. Den Frauen wird offenbar noch mal ordentlich eingeheizt. Zwischendrin unterhalte ich mich mit einer jungen Frau aus der Eisenacher Jungeselinnen-Gruppe. Als Pädagogin gehört sie zum systemrelevanten Teil in unserer Gesellschaft. Der Verlobte, so erfahre ich, vergnügte sich bereits als Junggeselle ein letztes Mal – selbstverständlich auf der Reeperbahn.

    Die Zeit für Reinaldo Silvas Soloauftritt ist gekommen. Er hat ein weißes Frotteehandtuch um die Hüfte gewickelt und steht allein auf der quadratischen Bühne. Von oben prasselt Wasser auf ihn und zu Joe Cockers Fummelkracher „You Can Leave Your Hat On“ lässt er das weiße Stück Badetextil fallen, bis er nur noch in Unterhose auf der Bühne steht, genauso eng wie die von Michael Jackson am Anfang. Doch das Publikum wirkt erschöpft: Ist es nach rund zwei Stunden Striptease reizüberflutet?

    Dabei ist dieser Moment eigentlich der Höhepunkt dieser Show. Die nassen Muskeln, sein Blick, das Lied, das wirklich jeder kennt. Der Mann bietet seinen Körper stolz an, wie alle Stripper vor ihm wird auch er im letzten Moment immer ein Feigenblatt vor seinen Schritt halten.

    Rhythmisch bewegt er seinen Körper unter der Brause. Dann geht er zu einer Zuschauerin in der ersten Reihe, schaut ihr tief in die Augen. Sie zögert, erst als Reinaldo Silva mit dem Finger auf den Reißverschluss zeigt, öffnet sie zurückhaltend seinen Slip. Dann steht er nackt auf der Bühne, nur noch ein völlig durchnässtes Handtuch zwischen den Beinen. Wieder Kreischerei.

    Die anderen Sixx Paxx kommen auf die Bühne. Sie tragen Matrosenkostüme und trocknen den Boden. Matrosen also, Männer, deren einzige Frau die raue See ist. Auch sie ziehen sich viel zu schnell aus. Für feinsinnige Erotik ist die Menge an diesem Abend wohl nicht mehr zu haben.

    Ich weiß, wer du bist, wenn du anfassen willst, einfach anfassen.
    Leon Rush, Stripper

    Leon Rush geht auf mich zu und sagt mit leicht russischem Akzent: „Ich weiß, wer du bist. Wenn du anfassen willst, einfach anfassen.“ Meine Begleitung lässt sich sofort auf das Angebot ein und streift über seine Brust. Leon breitet derweil seine muskulösen Arme aus und ruft: „Jetzt kommt mal her, ihr Männer!“ Wir stehen auf und er umarmt uns beide ganz fest. Seine verschwitzten Brustmuskeln drückt er an meinen Kopf und ich spüre wie sein Schweiß meine Schläfe heruntertropft.

    Ich möchte mich noch einmal mit der „Bachelor“-Kandidatin unterhalten, aber auf ihr sitzt wieder so ein Typ und macht anzügliche Bewegungen. Er drückt ihr einen falschen Geldschein in die Hand und sagt: „Steck ihn schön tief rein!“ Zur große Schlussnummer kommen alle Männer noch mal auf die Bühne. Kreischerei. Währenddessen stellen ein paar Kellner die Tische weg. Da, wo noch vor wenigen Minuten Eiskübel mit Secco-Flaschen und Tischfeuerwerk ausgeben wurden, wird nun getanzt.

    Aus dem Theater wird ein Ladys-Club.

    Einige Stripper tanzen auf der Bühne weiter. Andere rauchen vor der Tür erst mal eine Zigarette. Wieder andere können für 50 Euro für einen Privat-Dance im Separee gebucht werden. Meine Freundinnen aus Eisenach legen zusammen. Verena freut sich.

    Vor der Tür unterhalte ich mich mit Mataina Vagina. Ich biete der Dragqueen eine Zigarette an. Wir unterhalten uns über die hohen Mietpreise in Berlin und dass sie North America Studies am Goldsmiths College in London und in Turin studiert hat. Sie redet von der Rente und von ihrem Freund und dass sie sich gerade eine Wohnung im idyllischen Chemnitz gekauft habe. Dann zeigt sie mir ihre Polster am Hintern. Mit meinem Finger drücke ich in das weiche Teil; er versinkt darin ganz langsam.

    Die Frauen auf der Tanzfläche schenken mir keine Beachtung. Zwischen den muskulösen Männern, die nun noch nahbarer erscheinen, fühle ich mich fehl am Platz. Ich hole meine Zuhälter-Jacke und werfe sie mir über. Auf dem Weg nach draußen treffe ich dann noch mal die „Bachelor“-Kandidatin. Sie umarmt mich fest und nennt mir ihren Instagram-Namen. Ich habe ihr bisher noch nicht geschrieben.

  • At the Berlin Film Festival, Tension Onscreen and Behind the Scenes - The New York Times
    https://www.nytimes.com/2024/02/15/movies/berlin-film-festival.html


    Mariette Rissenbeek and Carlo Chatrian, who have led the Berlinale Film Festival for four years, in Berlin in 2020. Credit...Lena Mucha for The New York Times

    Feb. 15, 2024 by Thomas Rogers, reporting from Berlin -

    At the Berlin Film Festival, Tension Onscreen and Behind the Scenes
    Thomas Rogers - The final edition overseen by a pair of once celebrated festival directors starts Thursday. Their successor will face financial headwinds and political hurdles.

    When Mariëtte Rissenbeek and Carlo Chatrian took over the Berlin International Film Festival in 2019, many hoped it would mark a new beginning for the festival, one of the most important in world cinema and the largest by audience numbers.

    Under its previous leadership, some argued, the event had grown bloated and unglamorous compared with competitors like Cannes and Venice. They hoped the pair would reinvigorate the Berlinale, as the festival is known, by streamlining its offerings and attracting more high-profile movies.

    Five years later, the directors are departing under a cloud of controversy, and many will be debating their legacy at this year’s edition, which begins on Thursday.

    Rissenbeek, who oversees the Berlinale’s finances, announced last March that she would be retiring after this year’s festival. And in the summer, Germany’s culture minister, Claudia Roth, said that the festival would return to the leadership of a single figure, eliminating Chatrian’s position as artistic director.

    That decision spurred pushback: Over 400 filmmakers and artists, including the directors Martin Scorsese and Claire Denis, signed an open letter in September praising Chatrian and calling his dismissal “harmful, unprofessional and immoral.” Others have argued that Chatrian’s removal was justified, and that the pair never fulfilled their early promise.

    In December, Roth announced that Tricia Tuttle, an American who has previously helmed the London Film Festival, would take over the Berlinale after this year’s edition. She will inherit a sprawling program as well as financial challenges and a perilous political backdrop.

    The behind-the-scenes turmoil will likely be a hot topic at this year’s event, which opens with a gala screening of “Small Things Like These,” a drama about the institutional abuse of women in Ireland, starring Cillian Murphy. Further films in this year’s competition include new works by the French filmmakers Olivier Assayas and Mati Diop, whose “Atlantics” won the Grand Prix at Cannes in 2019, and the Korean director Hong Sang-soo, a Berlinale mainstay.

    Other movies will feature the actors Rooney Mara, Isabelle Huppert and Adam Sandler, whose Netflix film “Spaceman” will premiere in an out-of-competition slot. Lupita Nyong’o, the Kenyan Mexican actress best known for “12 Years a Slave” and “Black Panther,” will lead the jury, and this year’s Honorary Golden Bear, the festival’s equivalent to a lifetime achievement award, will go to Scorsese.

    Yet the starry program came together under unsettled conditions, and in a recent joint interview with the outgoing directors, Chatrian chafed at questions about his departure. He said that the announcement had come as a surprise, because Roth had indicated that his contract would be extended. Maybe there had been a “misunderstanding,” he said — in any case, his focus was now on bringing attention to the films in this year’s selection.

    Under the leadership of Chatrian and Rissenbeek, the festival cut several sidebar programs and introduced a new competition called Encounters for more experimental features. But they said it had been difficult to put their stamp on the festival because of disruptions caused by the pandemic. Germany’s first lockdowns were imposed weeks after their first edition, in 2020, and ensuing events were held online, outdoors or under strict Covid protocols, requiring constant reinvention.

    “It made it much more difficult to think about a continuous line for where we want to go with the festival,” Rissenbeek said.

    She noted that the festival had also faced tough financial headwinds, including inflation and the loss of some long-term sponsors. Although Germany’s federal government recently announced a cut in financing, she said that Berlin’s local government had stepped in to fill in the gap.

    Some have also interpreted the duo’s decision to cut a program dedicated to up-and-coming German filmmakers as a lack of interest in fostering local cinema. In an email, Linda Söffker, who ran the program from 2010 until 2022, described it as a crucial “building block” for German cinema and for smaller production companies with less access to stars and money. Chatrian said the program had been cut for financial reasons and had attracted insufficient interest from industry festivalgoers.

    In an emailed statement, Roth declined to comment on her reasons for ousting Chatrian, but said that her long-term goal was to strengthen the Berlinale among the “top-level film festivals.” She added that the “the grand task of the Berlinale is to combine its artistic goals with a commercially successful cinema that also relies on stars and familiar names.”

    The Berlinale is the most political of the major film festivals, and this year’s program is once again shaped by global developments. Several films on the program deal with the war in Ukraine, including a documentary by the American director Abel Ferrara.

    The war in Gaza is creating rumblings, too.

    Some artists have complained that Germany’s overzealous implementation of a 2019 parliamentary resolution means that they face being shut out by state-funded institutions if they speak publicly against Israel’s attacks on Gaza or show solidarity with the Palestinians. This gave rise to a movement called Strike Germany that, in the name of fighting censorship, urges artists to boycott cultural events.

    Many of the movement’s followers hoped that sympathetic filmmakers would join in. But so far, only three films in a sidebar program have been withdrawn by their creators from among the Berlinale’s 239 movies.

    The Berlinale has also been at the center of an uproar over its decision to invite two lawmakers from the far-right Alternative for Germany party to Thursday’s opening gala.

    After 200 film professionals signed an open letter protesting the invitations, Rissenbeek defended the decision by emphasizing that the tickets had been distributed among lawmakers from all elected parties in Berlin’s legislature. But the festival later backpedaled and disinvited the party’s representatives, maintaining in a statement that they “hold views that are deeply contrary to the fundamental values of democracy.”

    Kristin Brinker, the Alternative for Germany leader in the Berlin legislature, said in a statement that the Berlinale had acted undemocratically by “refusing to engage in dialogue and shutting out representatives of other political views.”

    Political debates like these are among the challenges that Tuttle will face when she takes over the reins in April.

    She is a longtime film festival programmer who oversaw B.F.I. Flare, a London festival of L.G.B.T. movies, and the London Film Festival, where audience numbers nearly doubled during her tenure. Roth said that she had been selected for her “clear idea of the Berlinale’s artistic perspective, team-oriented festival management” and “contemporary sponsorship concepts.”

    Tuttle declined to be interviewed for this article, but, in a video interview, Clare Stewart, the managing director of the Rotterdam Film Festival and Tuttle’s former boss in London, described her as particularly adept at bridging the gaps between the art-house and mainstream film worlds, and noted that she had a particular understanding of L.G.B.T. cinema, which always has a strong showing at the Berlinale.

    “Tricia has an extremely broad-ranging taste,” Stewart said.

    Stewart also said that Tuttle’s experience managing a large event’s finances would prove especially useful in a festival landscape shaped by inflation and state funding cuts.

    “We’re not through the challenges of the pandemic yet,” she said, “and these really have to do with certainty around resources.” That wasn’t just true of the Berlinale, she said — “it’s worldwide.”

    #Berlin #cinéma #Berlinale

  • US-Botschaft Pariser Platz : Der Film, in dem wir leben
    https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/kino-streaming/berlinale-in-der-us-botschaft-der-film-in-dem-wir-leben-li.2189453

    A Berlin une réception à l’ambassade US souligne l’attachement des élites allemandes au big brother impérialiste. Il est à la fois triste et étonnant de constater que des personnes qu’on estime pour leur travail de qualité se révèlent comme des opportunistes politiques ou laquais du régime le plus meurtrier depuis celui soutenu par nos ancêtres nazis.

    21.2.2024 von Michael Maier - In der US-Botschaft wurde Nawalnys gedacht. Draußen forderten Aktivisten Freiheit für Assange. Drinnen treffen deutsche Sterne auf echte Stars.

    Die US-Botschaft hatte am Dienstagabend den roten Teppich ausgebreitet und zu einem Empfang anlässlich der Berlinale geladen. Zahlreiche mehr oder weniger prominente Gäste waren der Einladung gefolgt: Franziska Giffey kam, ganz in Rot und wurde in einem Zwischenakt von Siegfried und Joy verzaubert, allerdings nur für ein privates Video. Minu Barati-Fischer kam, mit Fliegen-Schuhen von Chanel, aber ohne Ehemann Joschka. Natalia Wörner kam ebenfalls allein. Veronica Ferres zeigte Grandezza, Fatih Akin echte Coolness. Florence Kasumba erschien auch ohne „Tatort“-Melodie respekteinflößend.

    Theo Koll vertrat die Crème des heimischen Journalismus und tat dies mit angemessener Würde. Dem ukrainischen Botschafter in Berlin, Oleksii Makeiev, fiel das Amüsement schwer, gemeinsam mit seiner Frau brachte er den Auftritt mit Anstand hinter sich. Drei Elevator Boys und andere Influencer begeisterten Töchter, deren Eltern ihnen Fotos aus der Botschaft zugespielt hatten. Dieter Hallervorden kam zunächst über den falschen Pfad ins Haus und hätte das Rampenlicht beinahe verfehlt. Er wurde nach Abgabe seines Mantels auf den roten Teppich zurückgeführt, wo er sich den Kameras stellte.

    Springer-Chef Mathias Döpfner verweigerte das obligate Foto, hastete mit fuchtelnden Armbewegungen an den Fotografen vorbei. „So sind sie, die Milliardäre“, knurrte ein Fotograf. Ganz anders Sharon Stone: Sie bewegte sich geduldig lächelnd von Pose zu Pose, hatte für jeder der Bild-Heischenden ein Lächeln oder einen tiefen Blick, je nachdem, was gefordert wurde.

    Botschafterin Amy Gutmann war aus familiären Gründen verhindert und sprach via Videoschalte von einer großen Leinwand zu den Gästen. Sie sagte: „Nur zwei Jahre, nachdem alliierte Flugzeuge als Lebensader für West-Berlin gedient hatten, wurde die Berlinale in schwierigsten Zeiten ins Leben gerufen. Für manche Menschen in ärmeren Gegenden schien ein Filmfestival das Letzte zu sein, was die Menschen brauchten. Sie hätten nicht falscher liegen können.“ Als die Mauer Stadt und Land spaltete, sei die Berlinale hartnäckig geblieben und habe den Blick der Filmwelt auf einen Ort gerichtet, wo auf der großen Leinwand ein die Geschichte prägender Konflikt der Ideen tobte.

    Die Berlinale habe schon immer eine ganz besondere deutsch-amerikanische Verbindung. Nicht nur, weil die Berlinale in den Anfangsjahren des Festivals eine Marshallplan-Initiative und die Unterstützung US-amerikanischer Filmstudios war: „Die deutsch-amerikanische Kinoverbindung reicht über ein Jahrhundert zurück. Es begann mit den Einwanderern, die die großen Filmstudios gründeten: MGM, Paramount und Universal. Es begann mit Menschen – viele davon Juden –, die in den 1930er-Jahren aus Nazi-Deutschland flohen. Diese Künstler wurden anderswo nicht immer mit offenen Armen empfangen. Die Staats- und Regierungschefs vieler Länder – darunter auch Diplomaten des US-Außenministeriums – widersetzten sich der Aufnahme jüdischer Flüchtlinge in den Vereinigten Staaten.“

    Gutmann lobte den Kampf gegen rechts als Ausdruck besonderer Zivilcourage, erinnerte an den russischen Angriff auf die Ukraine und den im Strafgefängnis verstorbenen politischen Aktivisten Alexej Nawalny: Er habe den unerschütterlichen Glauben daran gehabt, dass das Recht am Ende siegen werde, sagte Gutmann.

    Vor der US-Botschaft forderten Aktivisten vor dem Brandenburger Tor die Freilassung von Julian Assange. Auch spätabends kamen noch Aktivisten. Sie standen mit gesenktem Kopf vor der Botschaft, Gespräche mit gedämpfter Stimme. Aus einem Zelt leuchtete in der Nacht ein Foto des Wikileaks-Gründers, dessen Schicksal sich an diesem Abend zu entscheiden begann. Im Hintergrund der Fernsehturm, weit weg im Osten.

    #Berlin #Berlinale #USA #Pariser_Platz

  • Long-Lost Letters Bring Word, at Last - The New York Times
    https://www.nytimes.com/2023/03/09/arts/prize-papers.html

    By Bryn Stole

    Bryn Stole reported from London, Berlin and Oldenburg, Germany.

    March 9, 2023

    In a love letter from 1745 decorated with a doodle of a heart shot through with arrows, María Clara de Aialde wrote to her husband, Sebastian, a Spanish sailor working in the colonial trade with Venezuela, that she could “no longer wait” to be with him.

    Later that same year, an amorous French seaman who signed his name M. Lefevre wrote from a French warship to a certain Marie-Anne Hoteé back in Brest: “Like a gunner sets fire to his cannon, I want to set fire to your powder.”

    The Decline of the Civil War Re-enactor — Bunk
    https://www.bunkhistory.org/resources/the-decline-of-the-civil-war-re-enactor

    The 155th anniversary Gettysburg re-enactment was a snapshot of a hobby with dwindling ranks.
    by Bryn Stole via New York Times on July 28, 2018

    Berlin aquarium explosion: German pundits see a ripe metaphor in the collapse of this gigantic structure.
    https://slate.com/news-and-politics/2022/12/berlin-aquarium-explosion-germany.html

    Letzte Generation: The German activists who keep gluing themselves to highways and buildings are up to something bigger.
    https://slate.com/news-and-politics/2023/02/letzte-generation-last-generation-germany-climate-gluers.html

    Sleeper car trains: The hottest trend in travel is a throwback.
    https://slate.com/business/2023/08/sleeper-car-trains-trend-travel.html

    Bryn Stole on X: ““Europe can’t stay united without the United States,” Biden said in a speech to the Senate in 1995 during the crisis in Bosnia. “There is no moral center in Europe.” https://t.co/fpWjoNXg8v” / X
    https://twitter.com/brynstole/status/1757329836375183850

    “Europe can’t stay united without the United States,” Biden said in a speech to the Senate in 1995 during the crisis in Bosnia. “There is no moral center in Europe.”

    Baltimore Sun reporter Stole departs for Fulbright opportunity - Talking Biz News
    https://talkingbiznews.com/media-moves/baltimore-sun-reporter-stole-departs-for-fulbright-opportunity

    June 24, 2022
    Posted by Mariam Ahmed
    Bryn Stole

    Bryn Stole, a reporter at The Baltimore Sun has left.

    A part of his Tweet reads, “Excited to say I’ve been offered a Fulbright grant to report from Germany starting in the fall. I’ll be reporting as a freelancer (so on the hunt for assignments, places to pitch, tips, etc.—get in touch!). I’ll be around Baltimore for most of the summer in the meantime.”

    Previously, Stole was at The Advocate for more than five years, where he worked as a metro reporter, Washington correspondent and investigative reporter. He also reported for Greenwood Commonwealth in Mississippi.

    Stole has a B.A. from Kenyon College in Gambier, Ohio.

    Letzte Generation: The German activists who keep gluing themselves to highways and buildings are up to something bigger.
    https://slate.com/news-and-politics/2023/02/letzte-generation-last-generation-germany-climate-gluers.html

    Glue-ten Tag!
    Behind the scenes with Germany’s reviled “climate-gluer” activists.
    By Bryn Stole
    Feb 03, 20235:45 AM

    Protests Against Police Shootings in the US Continue, Protestors Face Arrest
    https://thewire.in/world/protests-police-shootings-us-blockade-major-roads-arrests

    Bryn Stole and David Bailey
    World
    10/Jul/2016

    Baton Rouge/Minneapolis: Protests against the shootings of two black men by police officers shut down main arteries in a number of US cities on July 9, leading to numerous arrests, scuffles and injuries in confrontations between police and demonstrators.

    #journalisme

  • Prize Papers portal - PrizePapers-Portal
    https://portal.prizepapers.de/index

    Welcome to the Prize Papers Portal, home to a vast collection of documents and artefacts taken from ships captured by British privateers and the Royal Navy between 1652 and 1815 as well as the court papers generated by legal proceedings to determine the legality of the ‘prize’.

    Ship by ship, document by document, the Prize Papers Project is digitizing these unique historical records and making them available to researchers and the broader public in this open access portal. The physical records are held by The National Archives, London, in the High Court of Admiralty collection, series HCA 30, HCA 32 and HCA 45.

    To introduce visitors to the Portal to the richness and diversity of this amazing collection, the Prize Papers Project regularly publishes case studies focusing on particular ships or documents. The team is currently working on documents found on board ships seized by the British during the War of the Austrian Succession (1740–1748).

    The Prize Papers Project is part of the Göttingen Academy of Sciences and Humanities in Lower Saxony, Germany. It is based at the Carl von Ossietzky University of Oldenburg, Germany, and The National Archives, UK. The project is part of the Academies Programme of the Union of the German Academies of Sciences and Humanities. Thus, it is funded by the German state and the federal state of Lower Saxony, with a prospective funding period from 2018 to 2037.

    ßeta Version - PrizePapers-Portal
    https://portal.prizepapers.de/beta

    ßeta

    The data collected by the Prize Papers Team aims to gather important information on the entire business of prize taking, as well as on the documents transported on the ships which were brought up and which originate from all around the (then known) world, produced by people across the social stratum for a multiplicity of purposes.

    Therefore, information concentrates on

    The ships and their journeys
    The captures with all ships involved
    The court processes, and
    The documents on the level of each document

    Knowing which data is collected and by which standards will help users to customize and narrow down search results.

    Ships

    Ships in the prize papers database are identified by their names, eventually providing spelling variations, alternative names (for example when the German ship „Die Drei Gebrüder“ is referred to as „The Three Brothers“ during the court process), or former names (where ships were renamed after being sold or captured).

    Where possible, the type of ship is identified. These types of ships fall into the two categories of types by function - for example a war ship or a merchant ship - and types by building construction as with a sloop or bark.

    In rare cases, information on home ports, and ownership of the ships can be provided.

    As one essential feature, the voyages of the ships are recorded - for captured as well as capturing ships - with the capture being the event and place where capturing ships intercepted with captured ships.

    To allow the visualization of the routes of the ships in future versions of the portal, a ship‘s voyage is recorded leg by leg, each leg starting at the point of arrival of the previous leg. These parts of a voyage are called „journeys“.

    On journeys, dates and places of departure and arrival, names of masters or commanders, crew members, the ruling authorities (as precursors to nationalities) and flags under which the ships sailed, as well as lading transported is potentially recorded. Where data on exact dates or places is not (yet) available, it is approximated. The data is constantly enhanced by the cataloguing work.

    There are 5 types of journeys recorded:

    Journey interrupted by capture
    Capture journey
    Forced journey
    Forced journey interrupted by capture
    Journey

    A ship that was to be captured would leave a port of departure with an intended destination. On the way, it would be interrupted by a capturing vessel on its capture journey. This part of the voyage is referred to as “journey interrupted by capture”. After capture, the captured ship was forced to sail to a given port – this part of the journey is referred to as “forced journey”.

    Occasionally a ship was taken again on its “forced journey”. These journeys – from one point and time of capture to the next – are referred to as “forced journey interrupted by capture”.

    Journeys which were not directly related to a capture, yet known to the cataloguing team, are recorded additionally as “journey”.

    While the general collection holds various logbooks of ships collected in HCA 30 and 32 that allow to recreate the voyage of a ship with its separate journeys, for HCA 45 these logbooks are missing, leading to a gap in documentation.

    Therefore, missing dates and places are entered in cataloguing as follows:

    Journey interrupted by capture and Capture journey:

    Generaly the date of capture is known. It is the end date of that part of a ship’s journey. The date of the ship’s departure is not known in most cases of HCA 45. It is therefore either set to the year of capture, or assumed based on the examination of documents.

    Forced journey:

    The start date of this journey equals the date of the capture. The date of arrival at any port of destination is not known in most cases of HCA 45. It is therefore either set to the end of the year of capture, or assumed based on the examination of documents.

    Forced journey interrupted by capture:

    In most cases both dates of capture are known. However, places are uncertain, and may refer only to the wider oceanic region.

    Journey:

    For journeys not directly linking to a capture, start and end dates are not known in most cases of HCA 45. They are therefore set to year (and month) as assumed based on the examination of documents.

    Places (of capture):

    The exact place of a capture is rarely known. In many cases the documents provide a general (oceanic) region, where a ship was captured. For cases without any indication, the region is deduced from the route a ship was taking.

    Court Process

    For the current part of the collection, the information provided rely on the court trials of appeals. For these trials, the date of their beginning are not nesseaxirly known. To illustrate the time frame between a capture and the end of a trial, it’s decision, the date of capture is provided as starting point, while a decision marks its end date.

    Further data on court processes comprises the verdict as categorized systematically. Users are able to filter appeal cases according to decisions in favor or against the capturing party, with ship and/ or cargo to be released or further proof required.

    Finally, all court processes are linked to the capture they are a consequence of - and of course - their documentation, that is, the digitized record of HCA 45. in consequence, users can find all records of cases referring to the same capture, read them online or download images as pdf.

    Future developments

    Future developments concern the addition of further collections with a wider variety of documents: in the HCA 30 and 32 modules to be presented online, as many as 85 different document types will be available, presented by places of origin and actors involved in their production and use.

    Further, it will be possible to use actors – and institutions – as filters or to look for them in a structured approach.

    Additionally, future versions of the portal will allow to access the structured data collected by the Prize Papers Portal for subsequent use of the data.

    #histoire #archives #navigation #voyages #oral_history

  • Office national du film du Canada
    https://www.onf.ca

    National Film Board of Canada
    https://www.nfb.ca

    À propos
    https://www.onf.ca/a-propos

    L’Office national du film du Canada (ONF) est l’un des plus grands laboratoires de création au monde. En plus d’être producteur et distributeur public de contenu canadien, incubateur de talents et vitrine du savoir-faire des cinéastes et des artistes du pays, il est gardien du patrimoine audiovisuel vivant et accessible des Canadiens et Canadiennes. L’ONF est également un joueur clé dans l’industrie audiovisuelle et l’économie créative du Canada. L’organisme produit ou coproduit plus d’une cinquantaine d’œuvres par année : des documentaires engagés, des films d’animation d’exception ainsi que des œuvres interactives et immersives originales. Jusqu’à maintenant, plus de 14 000 œuvres ont été produites, dont 6000 sont accessibles gratuitement en ligne sur onf.ca. Les productions de l’ONF ont remporté au-delà de 7000 prix, dont 12 Oscars.

    #Canada #cinéma #archives

  • Koksen im Reihenhauskeller: Was ich im Berliner Speckgürtel über Wohlstand lernte
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/koksen-reihenhauskeller-was-ich-im-berliner-speckguertel-ueber-wohl

    19.02.2024 von José-Luis Amsler - Besorgte Eltern ärgern sich gerne über Exzesse und Drogen in sogenannten „Problemvierteln“. Dabei sind eure Kinder doch die Schlimmsten. Erinnerungen an eine Vorstadtjugend.

    An einem grauen Februarnachmittag spaziere ich durch den Görlitzer Park. Vor dem Eingang stehen zwei Polizisten in Schutzmontur. Sie sehen abgekämpft aus, mich kontrollieren sie nicht.

    Derzeit wird wieder viel über Parallelgesellschaften gesprochen, die sich in migrantisch geprägten Vierteln wie hier in Berlin-Kreuzberg ausbreiten sollen. Ein Zaun müsse her, um Drogen und Gewalt von uns frommen Bürgern fernzuhalten – am besten um ganz Europa. Dass Alkohol- und Drogenmissbrauch in Wahrheit urdeutsche Tugenden sind, begriff ich während meiner Teenagerzeit im gutbürgerlichen Steglitz-Zehlendorf. Heute ist mir klar: Auch ich bin in einer Parallelgesellschaft aufgewachsen.

    Das Gymnasium, auf dem ich den größten Teil meiner Jugend verbrachte, befindet sich tief im Berliner Südwesten ­­– eingebettet zwischen denkmalgeschützten Reihenhaussiedlungen und Politikervillen mit Vorgärten so groß wie die Neuköllner Hasenheide. Es ist einer dieser Orte, bei denen sich schon die Hinfahrt jedes Mal wie eine Zeitreise anfühlt. Als würde die menschenleere S7 einen nicht nur an Orte fernab jeglicher Zivilisation (Tarifzone C) bringen, sondern auch in eine Zeit, in der – für die richtigen Leute – vieles einfacher war.

    Diese gelben Flecken auf der Wäsche können ein Alarmzeichen sein
    Eine Welt, in der das Dinkelbrot nie ausgeht
    Der Berliner Speckgürtel ist eine Welt, in der es ihn tatsächlich noch gibt, den „Wohlstand für alle“. Der Sachbearbeiter wohnt hier neben dem Bäcker, der neben dem Kinderarzt, was man hat, wird geteilt – ist schließlich genug für alle da. Eine Welt, in der man sich noch freundlich über den Gartenzaun zuwinkt, während man einander im Stillen den Tod wünscht. In der bei Alnatura nie das Dinkelbrot ausgeht, wo Deutsche noch Deutsche und Frauen noch Hausfrauen sind. Wer fragwürdige Rollenbilder sucht, muss nicht bis zur Sonnenallee fahren.

    Ruhiger ist es in der Vorstadt allemal. Erfrorene Obdachlose am Bahnhof Zoo, überfüllte Flüchtlingsunterkünfte, alleinerziehende Mütter in Ostberliner Platten – das sind hier Schauergeschichten, die man sich nach dem dritten Aperol Spritz mit dem richtigen Maß an Betroffenheit erzählt, um sogleich mit einem erleichterten Seufzer festzustellen, dass man weit, weit weg von alledem ist. Gleichzeitig ist da, vor allem bei Jugendlichen, diese unendliche Langeweile.

    Zur Not auch verkatert

    Es waren die frühen 2010er-Jahre, unsere Jeans saßen „skinny“, Bubble-Tea war der letzte Schrei und bei DSDS turnte Menderes Bağcı vor einem immer jünger werdenden Dieter Bohlen herum. Das Ende der Geschichte war endgültig da. So stellten wir mit 14 oder 15 ernüchtert fest, dass es nichts gab, wofür oder wogegen wir noch kämpfen konnten. Als junge weiße Männer – noch dazu künftige Akademiker – hatten wir nichts zu verlieren. Spätestens ab der neunten Klasse waren also alle breit.

    Gras gab es überall auf dem Pausenhof, wer Härteres brauchte, fragte bei den Abiturienten nach. Einmal kam während einer Freistunde eine Lokalreporterin vorbei, die wohl eine Story über Drogenmissbrauch in der bürgerlichen Idylle gerochen hatte. Ach nee, tell me about it.

    So tingelte man ziellos umher, zwischen Kifferecke und Wirtschafts-AG, trank Sternburg Export auf Parkbänken und Vodka Mate in der letzten Reihe im Biounterricht. Einige fingen an, selbst Drogen zu verticken. Nicht etwa, weil sie das Geld gebraucht hätten – vermutlich wollten sie bloß ihren SUV-fahrenden Camp-David-Eltern eins auswischen. Das ist einer der Punkte, in denen sich sogenannte „Problemviertel“ vom Speckgürtel unterscheiden: Wir hatten eine Wahl, entschieden uns aber aus reinem Trotz, die falsche zu treffen.

    Manchmal, wenn wir uns selbst nicht mehr aushielten, trafen wir uns nachts am Schlachtensee und schrien unsere Langeweile beim Nacktbaden in den sternenklaren Himmel hinauf. Die nächste Orchesterprobe, das nächste Tennisturnier kam dann schon. Zur Not auch verkatert.

    Ich scheiß dich sowas von zu mit meinem Geld

    Alles in allem: Wohlstandsverwahrlosung par excellence, finanziert mit Papas goldschimmernder Kreditkarte. Denn so funktionierte das in vielen Familien mit der Kindererziehung. Pädagogik frei nach Helmut Dietl: „Ich scheiß dich sowas von zu mit meinem Geld.“

    Paradebeispiel für die unmittelbaren Folgen dieses Erziehungsmodells war ein Junge, der in unserer Gruppe nur als „Mische-Marco“ bekannt war – weil er immer eine große Plastikflasche lauwarme Rum-Cola dabeihatte. Keiner von uns wusste, was Mische-Marcos Vater beruflich machte. Zu Hause war er jedenfalls nie, Mische-Marco hatte er zusammen mit seinem mattschwarzen Dienstwagen in einer schicken Stadtvilla im Grunewald geparkt. Allein.

    Natürlich gab es viele solcher Häuser, in denen vernachlässigte Jugendliche ein Dasein im traurigen Überfluss fristeten – bei Mische-Marco war es aber immer am schönsten. Ich erinnere mich, wie er uns bei seiner jährlichen Silvesterfete mit einer großen Flasche Stroh-80-Rum begrüßte, die auf der Stelle gemeinsam geleert werden musste. Wohlstandskinder fragen nicht, sie fordern.

    Willkommen in der bürgerlichen Mitte
    Was noch so bei Mische-Marcos Feten konsumiert wurde, kann ich nicht genau sagen, auch weil ich selbst harte Drogen immer gemieden habe. Klar ist aber: Ich habe mehr Kokain bei Zehlendorfer Schülerpartys gesehen als in jedem Berliner Technoclub. So stand ich oft verloren in Marcos Wohnzimmer, während sich die Tanzfläche um mich herum in einen einzigen pulsierenden Organismus verwandelte, ungeübte Zungen das erste Mal aufeinandertrafen und weißes Pulver in gierigen Nasenlöchern verschwand.

    Vor allem diejenigen, die nach der Schule aus Berlin weg - oder immerhin in einen anderen Stadtteil zogen, stempelten ihren staubsaugerhaften Konsum später als Jugendsünde ab. Andere rufen heute noch zugedröhnt aus Zehlendorfer Raucherkneipen an, um über die guten alten Zeiten zu sprechen.

    Für einen meiner Freunde, heute promoviert er in Medizin, endete besagter Silvesterabend mit dem unweigerlichen Erbrechen im Badezimmer. Weil er aber die Toilette nicht mehr erreichte, entlud sich sein grobstückiger Mageninhalt stattdessen ins Waschbecken, das anschließend – natürlich – verstopfte.

    Durch die Badezimmertür drangen gedämpfte Schreie zu uns herein, man verlangte nach uns. Mir kam der Einfall, das Erbrochene schnell mit einer leeren Club-Mate-Flasche abzuschöpfen. Ich weiß noch, wie glücklich ich war, trotz meiner vergleichsweise bescheidenen Herkunft dazuzugehören, während ich die stinkende Kotze meines Freundes portionsweise ins Klo kippte. Willkommen in der bürgerlichen Mitte.

    Man kennt da wen, der wen kennt
    Bei anderen schlug die spätkapitalistische Langeweile nicht in Hedonismus, sondern blinde Zerstörungswut um. Ich erinnere mich an einen unscheinbaren Jungen – Einserschüler, dicke Brillengläser, Mutter Elternsprecherin –, der während der Hofpause mit einem gestohlenen Nothammer eine ganze Bushaltestelle in einen Scherbenhaufen verwandelte. „Die BVG freut sich drüber“, sagte er grinsend, während er aus sicherer Entfernung sein Werk begutachtete. „Schafft Arbeitsplätze.“

    Andere randalierten in Parks, klauten Fahrräder, kritzelten U-Bahnen voll. Es gibt Menschen, die zünden auf Demonstrationen Autos an, um ihrer Wut über gesellschaftliche Missstände Ausdruck zu verleihen. Wir verurteilen diese Menschen. Wohlstandskinder zünden Autos an, einfach nur, um sie brennen zu sehen.

    In den seltenen Fällen, in denen mal die Polizei eingriff, drangen solche Geschichten natürlich nicht nach außen, wurden „im kleinen Kreis“ geregelt. Man kennt da wen, der wen kennt. Schließlich macht sich so eine Vorstrafe wegen Sachbeschädigung oder Körperverletzung doch eher unansehnlich auf dem ansonsten blütenweißen Lebenslauf, könnte – Gott bewahre! – gar karriereschädigend wirken. Und das will nun wirklich niemand.

    Ein Leben lang ohne Reue
    Bei unserer Abiverleihung spielten sie die schon damals abgedroschene Andreas-Bourani-Nummer „Ein Hoch auf uns“. Als wäre nicht unsere gesamte Existenz bis zu diesem Punkt ein einziges unerträgliches „auf uns“ gewesen.

    „Ein Leben lang ohne Reue, vergolden uns diesen Tag“, röhrte es aus den Boxen der Aula. Auch ich habe mitgeklatscht.

    An einem grauen Februarnachmittag spaziere ich durch den Görlitzer Park. Eine Gruppe Jugendlicher spielt Bierball auf der großen Wiese. Ein leichter Grasgeruch liegt in der Luft. „Fast wie zu Hause“, denke ich. „Zu Hause im Speckgürtel“.

  • German film industry, taxi drivers protest on Berlinale’s opening day
    https://www.screendaily.com/news/german-film-industry-taxi-drivers-protest-on-berlinales-opening-day/5190563.article

    15.2.2024 - Germany’s film industry unions have been holding demonstrations on the first day of the Berlinale to call for better working conditions, while the guild of Berlin’s taxi drivers is voicing its opposition to Uber being one of the festival’s main sponsors by staging its own film festival in a taxi near Potsdamer Platz .

    The Union Day organised by the ver.di FilmUnion began early on Thursday morning with a demonstration in front of the Kino International ahead of the German Producers Alliance’s Producers Day which was opened with a keynote by Claudia Roth, state minister for culture and the media, on her plans for the restructuring of German film funding system.

    The aim of the protestors was to draw Roth’s attention to their demands for collective pay agreements to be enshrined in the legislation of the revised German Film Law (FFG) which is due to come into effect from the beginning of 2025.

    A second protest action entitled “Cinema & Film: Not Without Us!” was being planned by ver.di FilmUnion with staff members from the CinemaxX and CineStar multiplex chains in front of the Berlinale Palast ahead of Thursday’s opening film.

    This was prompted by ongoing pay negotiations with the two cinema chains which have seen unions calling for the starting hourly wage to be raised to €14, while the employers’ side has only been prepared to offer €12.41.

    In the meantime, ver.di has called for token strikes at the two chains’ cinemas throughout Germany, including Berlin, from today (February 15) until Sunday (Feburary 19) to press for an improvement to the pay offer.

    “The token strikes are a clear signal to the employers to take our demands seriously,” said ver.di’s chief negotiator Martha Richards.

    Meanwhile, the guild of Berlin’s taxi drivers are showing their opposition to Uber being one of the Berlinale’s main sponsors by organising their own TaxiFilmFest in a taxi in Potsdamer Strasse near to the festival’s headquarters.

    Up to eight people will be able to fit into the people carrier to watch the films, and video conference links are planned for people watching the same films at home to also discuss the films afterwards with the taxi’s occupants.

    The film selection includes Gerard Piries’ action comedy Taxi and (naturally) Martin Scorsese’s Taxi Driver which will be shown on February 20 when the veteran US director is to receive his honorary Golden Bear in a gala ceremony.

    The taxi drivers’ cause has been taken up in Berlin’s House of Representatives by members of the Die Linke party who tabled a motion at the beginning of this month calling on the Senate administration to explore alternative sponsorship options other than Uber with the Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin (KBB) organisation which oversees the running of the Berlinale.

  • Kino: Warum gibt’s bei den überlangen Filmen keine Pause mehr wie früher?
    https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/kino-streaming/kino-warum-gibts-bei-den-ueberlangen-filmen-keine-pause-mehr-wie-fr

    30.10.2023 von Stefan Hochgesand - Unser Autor erinnert sich an die Pausen bei den Kinovorführungen seiner Teenagerzeit – und fragt sich: Wieso gibt’s die heute nicht mehr? Dann macht ein Anruf ihn schlauer.

    Letzte Woche schlug mein lieber Freund B. vor, ins Bali-Kino zu gehen. Ein niedliches Kino in Zehlendorf, in dem wir dieses Jahr auch schon Steven Spielbergs „Die Fabelmans“ gemeinsam gesehen hatten. Diesmal auf dem Kinoprogramm: „Jeder schreibt für sich allein“. Dominik Grafs Dokumentarfilm über Schriftsteller im Dritten Reich. Deutlich härterer Stoff als „Die Fabelmans“, aber ich hatte Cornelia Geißlers lobende Besprechung hier in der Berliner Zeitung gelesen. Sowieso wollte ich B. sehr gerne treffen an dem Abend, und ich hatte Lust aufs Bali-Kino. So ein Ausflug nach Zehlendorf fühlt sich für mich als Neuköllner eh immer nach einer entspannten Landpartie an. Dann der Schock: Der Film dauert zwei Stunden und 47 Minuten. Mit Werbung gerechnet also locker drei Stunden. Uff.

    Auf die Gefahr hin, mich hier als Kulturbanause zu outen: Solche Längen beunruhigen mich. Was, wenn der Film doch nicht so gut ist? Dann sitzt man drei Stunden fest. Und selbst wenn er großartig sein sollte: Irgendwann nach zwei Stunden will man vielleicht doch mal was von der Kinobar holen oder aufs Klo gehen oder mit der Kinobegleitung Konversation machen oder vielleicht auch einfach nur ein paar Minuten Pause vom Dritten Reich auf der Leinwand haben?

    Wenn ich an meine extralangen Kino-Erlebnisse als Teenager denke („Herr der Ringe“, „Harry Potter“), dann gab es da immer Pausen zwischendrin, um Popcorn oder Eiskonfekt zu holen. Einige Male habe ich in den letzten Jahren an der Kinokasse gefragt, ob es solche Pausen gibt. Ich wurde dann stets ungläubig angestarrt, so als wäre das eine völlig absurde Idee – fast so, als hätte es so was niemals gegeben. Die Blockbuster werden immer länger und die Aufmerksamkeitsspanne einiger (nicht nur junger TikTok-erprobter) Menschen sinkt. Wie kann das sein, dass man keine Pausen mehr will?

    Ich rufe bei einem großen Berliner Kino an, um es zu erfahren: Man würde durchaus gerne auch mal Pausen einlegen, antwortet man mir dort – aber viele Regisseure würden das bei ihren Filmen inzwischen untersagen. Krass. Sie wollen ungeteilte Aufmerksamkeit. Schon verständlich, aber vielleicht wäre man nach einer Pause sogar noch wacher bei der Sache? Die drei Stunden mit B. im Bali-Kino gingen dann übrigens überraschend schnell rum. Vermutlich spricht das für den Film und fürs Bali und für B. Und dafür, dass meine Aufmerksamkeitsspanne noch nicht ganz vom hektischen Internet ruiniert ist.

    #cinéma #entracte

  • Ich, der Weltretter​
    https://taz.de/Motorrad-statt-Flieger/!vn5991559

    First World Problems
    Quand un auteur de presse connu veut donner le responsable climatique c’est un échec fini. Il raconte l’exemple des conditions auxquelles on s’expose quand on veut juste faire un saut chez un copain en Italie. Comme le Tasse il témoigne à la fois de sa situation de classe (d’invité à la cour italienne d’un mécène) et des conséquences de cette situation de classe (voyages démocratisées au prix de la destruction du monde). Il arrache le masque écolo aux protagonistes bourgeois voire petit bougeois verts.

    15.2.2024 von Arno Frank - Arno Franks bester Freund feiert seine Geburtstage an der Adria. Als ökologisch bewusster Partygast entschied er sich bei der Anreise gegen das Flugzeug.

    Mein bester Freund pflegt seine Geburtstage in einer Villa am Strand der Adria zu feiern. Das Haus ist eigentlich ein winziges Dörfchen in extrem abgelegener Gegend, es liegt auf einem felsigen Sporn im Meer, erreichbar zuletzt nur über ein bizarres Wollknäuel an Serpentinen und ganz am Ende zu Fuß über Stock und Stein. In dieser paradiesischen Abgeschiedenheit könnte mein bester Freund in Ruhe einen Roman schreiben oder, ebenfalls in Ruhe, perverse Orgien feiern. Lieber lädt er seine Freunde ein. Deshalb ist er mein bester Freund.

    Vergangenes Jahr hatte ich nur wenig Zeit und wollte eigentlich mit dem Zug anreisen. Aus ökologischen Erwägungen, versteht sich. Und weil ich auf Schienen sehr gut arbeiten kann. Weil mich das Fliegen stresst, ehrlich gesagt. Und weil’s, noch ehrlicher gesagt, auch irgendwie cool wäre. Aus Jux erkundigte ich mich bei der Bahn – und »staunte«, wie man so sagt, »nicht schlecht«.

    Es ist tatsächlich möglich, innerhalb eines einzigen Tages von Hessen nach Apulien zu fahren. Ich müsste nur um 5.26 Uhr in Wiesbaden in den ICE 991 nach München steigen, knapp vier Stunden später dort nur 16 Minuten warten, um dann den EC 83 nach Bologna zu nehmen, wo ich nur 26 Minuten nach meiner Ankunft um 16.45 Uhr bereits den FR 8815 nach Süden nehmen könnte, den ich dann nach einer Reisezeit von insgesamt 15 Stunden und 27 Minuten erreicht haben würde. In Foggia, so heißt das da, ist es dann gerade mal 21.19 Uhr, und ich kann mir nach einem Expresso im Stehen einen Mietwagen suchen.

    Mit dem Mietwagen bräuchte ich dann nochmal knapp zwei Stunden für die letzten 100 Kilometer bis zum Strand, anders geht es nicht. Um ein Auto kommt also nicht herum, wer Herumkommen will im wilden Süden. Ich hatte mich dennoch gegen diese Zugreise entschieden, weil ich erfahrungsgemäß dem Umstiegsspielraum von nur 16 Minuten in München nicht traue und keine Nacht in einem bayerischen Hotel verbringen wollte.
    Reality-Check auf dem Feuerstuhl

    Also nahm ich mein Motorrad, das kommt mit fünf Litern aus. Für 1.500 Kilometer würde ich ebenfalls 15 Stunden brauchen, Tankpausen nicht eingerechnet, könnte mich am Ende auf den Serpentinen vergnügen und wäre vor Ort mobil. Es ist immer irrsinnig wichtig, »vor Ort mobil« zu sein, sogar im Paradies. Außerdem ist mein Motorrad eine Italienerin, das schien mir passend. Und auch irgendwie cool, wenn auch auf altmodischere Weise als eine Bahnfahrt.

    Nach dann doch knapp 20 Stunden stumpfsinnigen Pfahlsitzens bei Dauerregen auf italienischen Autobahnen kam ich in tiefster Nacht als psychisches und physisches Wrack an – und ließ mich ausgiebig von den übrigen Gästen bemitleiden, die fast alle von Deutschland nach Neapel geflogen (zwei Stunden) und von dort mit dem Mietwagen »rübergefahren« waren an die Adria (vier Stunden).
    Komplizierte Kalkulationen

    Immerhin wurde mir unter beifälligem Schulterklopfen der (imaginäre) Preis der »umweltfreundlichsten Anfahrt zuteil«. Ich bezweifelte allerdings, dass mir diese Ehre zustand. Eine vierköpfige Familie war in einem Auto etwa 1.000 Kilometer von München nach Apulien gegondelt, ich hingegen hatte ganz alleine auf meinem Bock gesessen. Das müsse man, warf ich ein, ins Kalkül ziehen. Die Autofahrer dachten nach, machten dann aber zu ihrem Nachteil fairerweise geltend, dass in einem eleganten Mittelklassekombi der Marke BMW doch bedeutend mehr Rohstoffe und Energie stecken als in einem alten Moped.

    Hier hätten wir nun Zettel und Stift zücken und die in beiden Fahrzeugen gebundene »graue Energie« ausrechnen können, multipliziert um den Faktor vier, den Reifenabrieb addiert, die Verbrauchswerte exakt kalkuliert, solche Sachen. Dinge jedenfalls, die noch vor zehn Jahren kein Thema gewesen wären. Wir haben die Nacht dann doch lieber dem schmackhaften Primitivo gewidmet.

    Dieses Jahr bin ich dann nach Neapel geflogen und mit dem Mietwagen an die Adria gefahren. Mea culpa, mea maxima culpa. Zum Ausgleich werde ich dann im kommenden Jahr wohl wirklich die Bahn nehmen. Oder dem Geburtstag meines besten Freundes halt gleich per Videocall beiwohnen.

    #voyage #train #avion #moto #écologie #climat #wtf

  • 13.02.2024 Christine Buchholz : Warum ich das Bundestagsmandat nicht annehme
    https://christinebuchholz.de/2024/02/12/warum-ich-das-bundestagsmandat-nicht-annehme


    Christine Buchholz auf einer Kundgebung zum Antikriegstag (Berlin, 1.9.2013)

    Le parti Die Linke n’est plus le parti de la paix et ne représente plus les intérêts de la classe ouvrière. L’ancienne membre du Bundestag Christine Buchholz refuse d’y siéger à nouveau à la place de l’élu berlinois Pascal Meiser qui doit quitter le parlement après les élections de dimanche dernier.
    Une particularité du droit électoral allemand exige que la faible participation des Berlinois aux élections fasse perdre un siège à la ville mais pas au parti qui envoie alors à l’assemblée nationale un candidat d’un autre Land.

    Avec Pascal Meiser Berlin perd un député syndicaliste qui ne fait pas partie de la droite qui domine le « parti de gauche » à Betlin.

    Am 11. Februar fand in Berlin eine Wiederholungswahl statt. Aufgrund des bundesdeutschen Wahlsystems hat der Verlust des Mandats des Abgeordneten Pascal Meiser aus Berlin dazu geführt, dass ich ein Mandat erhalten habe. Ich werde dieses Mandat nicht antreten.

    Im Frühjahr 2021 hat mich die hessische LINKE zum vierten Mal für ihre Landesliste nominiert. Ich hatte in den 12 Jahren davor als Mitglied des Bundestags meinen Schwerpunkt in den Bereichen Krieg und Frieden sowie im Kampf gegen rechts, speziell in der Auseinandersetzung mit antimuslimischem Rassismus.

    Die Entwicklungen der letzten Jahre haben mich wiederholt in Konflikt mit der mehrheitlichen Linie der Partei und der Fraktion gebracht. Das betrifft sowohl einen defensiven Umgang mit der Kritik an der NATO und der deutschen Rolle im Krieg um die Ukraine als auch ihr Versagen in der Kritik der deutschen Unterstützung für Israels Krieg in Gaza. Gerade vor dem Hintergrund der Mobilmachung gegen das mit über einer Million Geflüchteten überfüllte Rafah an der Grenze zu Ägypten wird das tödliche Ausmaß dieses Versagens deutlich. DIE LINKE wird ihrer Aufgabe als Antikriegspartei in den aktuell entscheidenden Situationen nicht gerecht. Die Annahme des Mandats würde mich nun in einen ständigen Konflikt mit der Linie der Parteispitze und der Gruppe der LINKEN im Bundestag bringen. Ich sehe dort momentan keinen Raum für meine Positionen in diesen Fragen.

    Die Wagenknecht-Partei BSW ist für mich keine Alternative. Ihre Argumentation für eine Begrenzung der Migration knüpft an die „das Boot ist voll“-Rhetorik des rechten politischen Spektrums an. Ihr Standortnationalismus schwächt eine linke und internationalistische Perspektive in gesellschaftlichen Bewegungen, darunter insbesondere der Gewerkschaftsbewegung.

    Die Ablehnung des Mandats heißt nicht, dass ich mich aus der politischen Aktivität zurückziehe. Ich bringe meine Kraft und mein ehrenamtliches Engagement dort ein, wo ich außerhalb des Parlaments gemeinsam mit anderen aus der LINKEN und darüber hinaus gegen Krieg und das Erstarken des Faschismus wirken kann – zum Beispiel in der Antikriegskoordination in Berlin, bei Aufstehen gegen Rassismus und bei der Gruppe Sozialismus von unten.

    https://www.jungewelt.de/artikel/469237.christine-buchholz-warum-ich-das-bundestagsmandat-nicht-annehme.htm

    Christine Buchholz, die ehemalige Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke, begründete am Montag in einer auf ihrer Website veröffentlichten Erklärung, warum sie das erneute Bundestagsmandat infolge der Berliner Wiederholungswahl nicht antreten wird:

    Am 11. Februar fand in Berlin eine Wiederholungswahl statt. Aufgrund des bundesdeutschen Wahlsystems hat der Verlust des Mandats des Abgeordneten Pascal Meiser aus Berlin dazu geführt, dass ich ein Mandat erhalten habe. Ich werde dieses Mandat nicht antreten.

    Im Frühjahr 2021 hat mich die hessische Linke zum vierten Mal für ihre Landesliste nominiert. Ich hatte in den zwölf Jahren davor als Mitglied des Bundestags meinen Schwerpunkt in den Bereichen Krieg und Frieden sowie im Kampf gegen rechts, speziell in der Auseinandersetzung mit antimuslimischem Rassismus.

    Die Entwicklungen der letzten Jahre haben mich wiederholt in Konflikt mit der mehrheitlichen Linie der Partei und der Fraktion gebracht. Das betrifft sowohl einen defensiven Umgang mit der Kritik an der NATO und der deutschen Rolle im Krieg um die Ukraine als auch ihr Versagen in der Kritik der deutschen Unterstützung für Israels Krieg in Gaza. Gerade vor dem Hintergrund der Mobilmachung gegen das mit über einer Million Geflüchteten überfüllte Rafah an der Grenze zu Ägypten wird das tödliche Ausmaß dieses Versagens deutlich. Die Linke wird ihrer Aufgabe als Antikriegspartei in den aktuell entscheidenden Situationen nicht gerecht. Die Annahme des Mandats würde mich nun in einen ständigen Konflikt mit der Linie der Parteispitze und der Gruppe der Linken im Bundestag bringen. Ich sehe dort momentan keinen Raum für meine Positionen in diesen Fragen.

    Die Wagenknecht-Partei BSW ist für mich keine Alternative. Ihre Argumentation für eine Begrenzung der Migration knüpft an die »Das Boot ist voll«-Rhetorik des rechten politischen Spektrums an. Ihr Standortnationalismus schwächt eine linke und internationalistische Perspektive in gesellschaftlichen Bewegungen, darunter insbesondere der Gewerkschaftsbewegung. (…)

    #Allemagne #gauche #élections #Die_Linke

  • Italy’s Far-Right Government Is Relitigating World War II
    https://jacobin.com/2024/02/meloni-foibe-fascism-world-war-ii

    L’Italie ériges des monuments pour les fascistes italiens exécutés et tués pendant les derniers combats avec les partisans yougoslaves .

    10.2.2024 by DAVID BRODER - Far-right Italian premier Giorgia Meloni likes to claim her party has “left fascism in the past.” Yet the announcement of a new museum honoring Italian victims of Yugoslav partisans represents a disturbing attempt to rewrite the history of World War II.

    The foibe are, most literally, sinkholes. Often hundreds of meters deep, these shafts pockmark the borderlands between Italy and the former Yugoslavia. For centuries, the foibe in these provinces, known as the Julian March, were used to dispose of waste. In two World Wars, they filled up with destroyed equipment and dead horses — but also human bodies. Today, the word foibe is most habitually used to evoke murdered Italians thrown into these shafts.

    February 10 is the anniversary of the Allies’ 1947 Paris peace treaty with Italy, which had to hand these border territories to Yugoslavia, after Fascism’s failed attempt to dismember that country. Since 2005, this date has also been an official Remembrance Day marked by the Italian Republic. Each February 10, institutional figures and memorial groups meet at the foiba in Basovizza, just outside Trieste, to honor Italians killed by Yugoslav partisans, as well as those who left Yugoslav-annexed areas over the following decade.

    After rising historical research starting in the 1980s, in recent decades the foibe killings have become a central focus of Italian public debate. The dissolution of the Italian Communist Party in 1991, the rise of Berlusconian right-wing politics, but also the breakup of Yugoslavia, all troubled antifascist narratives and fed a rival focus on “the defeated,” whose side of the story was exalted in schlocky but mass-market pop-history books. Last week, Giorgia Meloni’s government announced the foundation of a new, public-funded museum in Rome, honoring foibe victims’ memory.

    This is outwardly about balancing the record — challenging a supposedly monolithic and one-sided anti-fascist “vulgate” of Italy’s past. Press agency ANSA (Agenzia Nazionale Stampa Associata) reports that the museum will recognize a story of “ethnic cleansing” against Italians, a “tragedy . . . swept under the carpet by anti-Fascists in the postwar years.” But to understand what’s happening, we also ought to know that this past isn’t only just being rediscovered. Rather, a highly selective version of the foibe story is an old battle horse of World War II revisionism, rising over the decades from a subculture to a dominant narrative.

    Snapshot of Reality

    All public institutions choose to honor some people over others: to take some for heroes, others for victims, and some of the dead generations as best ignored. Just as Confederate statues are not a residue of the Civil War itself but largely a product of the Jim Crow era or resistance against civil rights, the public commemoration of World War II is also deeply shaped by latter-day politics. It rarely conforms to some abstract idea of the historical record or scholarly research.

    This is quite evident in modern Italian right-wingers’ way of talking about their own Lost Cause. As scholar Eric Gobetti suggests, a narrow focus on Italian victims of Yugoslav partisans is overshadowing Fascist Italy’s own role in bringing violence to this region. Gobetti moreover notes that foibe victims — Italians supposedly targeted by “ethnic cleansing” — were far fewer in number than the Italians who died in Yugoslavia as anti-fascists fighting alongside Josip Broz Tito’s partisans.

    Gobetti’s book E allora le foibe? tells us that national strife didn’t begin in 1945 but had already spiked after World War I, as nation-states divided territories hitherto under Austro-Hungarian rule. If back then the region’s biggest city, Trieste, had a two-thirds Italian-speaking majority, the hinterland was much more diverse, and Italian state power and the Italian language had to be imposed by force. This struggle made the region an early center of Fascist street violence, even before the Fascists took over government in late 1922.

    In 1941, Benito Mussolini’s regime went further, invading Yugoslavia as an ally of Nazi Germany. The Axis powers and their local collaborators captured large swaths of Balkan territory, cementing their control through mass deportations, reprisals, and anti-insurgency operations. In total, the war and occupation killed one million Yugoslavs, including in Italian army atrocities like the Podhum massacre. But Mussolini’s empire didn’t last — and the Yugoslav partisans, led by Tito’s Communists, eventually beat the Italian Fascist forces back across the prewar border.

    Italy’s military collapse in autumn 1943 and — after a period of direct Nazi German rule — the Yugoslav partisans’ eventual victory in spring 1945 were each followed by waves of violence. These are the moments that foibe Remembrance Day focuses upon. The crumbing of the Italian state in its borderlands fueled widespread social violence, from peasant uprisings to more individual score settling — but also more targeted repression by the new Yugoslav Communist authorities.

    Raoul Pupo, the best-known scholar of this history, estimates that as many as five thousand Italians were killed in these two moments, most of them in the second phase in 1945. Other historians reach lower totals, in particular those who rely on lists of known victims; right-wing politicians venture much higher figures, without evidence. Yet more controversial is their honoring of the dead as “martyrs.”

    An Italian Anne Frank?

    Deputy Prime Minister Matteo Salvini has often equated foibe victims and Jews killed in the Holocaust. At several recent commemorations he has repeated that “there are no dead Serie A and dead Serie B,” whether at Auschwitz or in the foibe. Like him, today’s prime minister, Giorgia Meloni, has also often spoken of these Italians as “martyrs.” But it’s not only right-wingers doing this. In 2007, one center-left president denounced a suppressed history of anti-Italian “ethnic cleansing.” An Education Ministry information pack for schools issued in 2022 claimed that Italians were eliminated “just as Jews had been across Europe.”

    Ahead of foibe Remembrance Day 2023, I met historian Pupo in Trieste. In the 1980s a leading Christian Democrat in the city, Pupo reports that the words “ethnic cleansing” became widespread during the 1990s breakup of Yugoslavia but don’t well explain the events of 1943–45. His account pivots on the creation of a new political regime, which crushed domestic opponents as well as representatives of the defeated Italian state power. Tito’s forces executed some tens of thousands of domestic enemies — mostly Nazi collaborationists, monarchist soldiers, and other potential oppositionists. Lists of the Italian dead are patchy, but Fascist party officials, policemen, and landowners count heavily among known victims.

    Despite the widespread language of “ethnic cleansing,” a tiny minority of known foibe victims were women or children. Yet the best known of all victims is Norma Cossetto, upon her death in October 1943 the twenty-three-year-old daughter of a local Fascist leader. Although a member of Fascist student circles she had no important role in the regime, and reports that she was raped before being murdered are widely cited as emblematic of Yugoslav cruelty. In 2019, public broadcaster RAI (Radiotelevisione italiana) screened Red Land, a dramatized account of her final weeks. A graphic novel about Cossetto, from a publisher attached to neofascist group CasaPound, has been widely issued in schools. Some accounts even present Cossetto as an “Italian Anne Frank.” This past November, Arezzo’s town council created a joint tribute to Cossetto and the Jewish teenager, as two symbols of violence against women.

    Such “both-sidesism,” often applying the familiar imagery of the Holocaust to the foibe, is today widespread. Meloni’s Fratelli d’Italia party has called for the existing ban on Holocaust denial to be extended to the foibe. Some regional governments have passed laws against “denialism” or “playing down” the supposed anti-Italian “ethnic cleansing.” While Pupo is among the most dedicated historians of the foibe, in 2019 he was labeled a “minimizer” by the Friuli-Venezia Giulia regional authorities after he coauthored a text that rejected the term “ethnic cleansing.” Even baseless claims and implausible victim counts, challenged by almost all professional historians, risk becoming politically mandated truths.

    Endangered Species

    The government-announced foibe museum in Rome, with €8 million pledged by the Culture Ministry, appears designed to uphold this version of events, centered on the idea that “Italians were killed just for being Italians.” Meloni’s party often critiques left-wing anti-fascism by claiming that it’s time to recognize victims “on both sides.” Yet this equivalence is deeply flawed. The prominence given to the foibe does not correct the historical record or honor the dead in general, but provides nationalists with a sweeping myth of Italian victimhood, which ignores the historical factors behind the killings.

    The February 10 Remembrance Day falls fourteen days after Holocaust Memorial Day, making this fortnight a common battleground over the past. Some town halls jointly commemorate “the martyrs of the foibe and the Holocaust.” Even apart from the offensiveness of the equation between (often Fascist) Italians and Holocaust victims, the pairing of the two also glibly erases other Italian crimes, notably in Yugoslavia itself. As the anniversary of the 1947 Paris peace treaty, February 10 also happens to be the anniversary of Italy finally renouncing its colonial claims in Africa. Yet there is no day to honor the victims of Italian colonialism.

    As I argue in Mussolini’s Grandchildren, this rewriting of history does not center on venerating the Fascist regime or — still less — on reviving historical territorial claims. Rather, the real aim is to erase the residual political legacy of the Resistance and the anti-fascist parties who founded the Republic in 1946. Claiming that militant anti-fascism served as a repressive ideology in postwar decades, Meloni has explicitly compared the reappraisal of foibe history to efforts to draw public attention to members of the neofascist MSI (Movimento Sociale Italiano) killed by leftists in the 1970s.

    This approach habitually cites the need for historical “pacification,” able to integrate Italian victims of all political sides into a single national story. Yet this outwardly benign intention of piety for the dead also suppresses important historical realities. We saw this last March, upon the anniversary of the 1944 massacre at Rome’s Fosse Ardeatine, in which the Nazis and their Italian Fascist helpers murdered 335 political prisoners and Jews, massacred in an anti-partisan reprisal. Prime Minister Meloni sparked controversy by falsely claiming that the 335 were killed “just because they were Italian.”

    Meloni has used this same phrase with regard to foibe victims. Yet the evidence suggests that Fascists and other representatives of Italian political and economic power made up most of the dead. Some seem unembarrassed by this. Before Remembrance Day 2023, a group of relatives and admirers of Nazi collaborationist paramilitary force Decima MAS staged a commemoration in Gorizia. Local officials welcomed them into the municipal buildings. Last month, Roberto Menia, the veteran Fratelli d’Italia senator who sponsored the original foibe Remembrance Day bill, called for plaques to be set for two Fascist senators “murdered by Tito’s partisans” in 1945.

    This isn’t just an Italian story. Across Central and Eastern Europe, Russia’s invasion of Ukraine has fueled battles over the legacy of 1945, in many cases providing an opportunity to polish the image of anti-Soviet nationalists even if they were Nazi collaborators. Italy’s right-wing parties are doing something similar, casting Italians as innocents caught in between Nazis and communists, while soft-pedaling homegrown Fascist crimes.

    This isn’t just about the past. For the focus on Italians as a “victim group” is also well designed to dovetail with more present-day identity politics. Ignazio La Russa, today president of the Senate, marked one recent foibe Remembrance Day tweeting that “the worst racism” is the Left’s “ideological racism against Italians. Yesterday [it was] in favor of Stalin and Tito, today against Italians who want controls on immigration and the Islamic threat.” Mussolini’s heirs surely don’t want to rebuild his empire. But they do want to have Italians recognized as an endangered species.

    #Italie #histoire #fascisme

  •  »Aufstand« oder »Bürgerkrieg« ?
    Der 12. Februar 1934 in der österreichischen Erinnerungspolitik
    https://www.jungewelt.de/artikel/469130.%C3%B6sterreich-1934-aufstand-oder-b%C3%BCrgerkrieg.html

    Une discussion des positions actuelles par rapport au régime austro-fasciste

    12.2.2024 von Winfried R. Garscha - Die Zeiten, in denen in Österreich alle NS-Verbrechen »den Deutschen« zugeschoben wurden, sind endgültig vorbei. Die »Opferthese«, die der österreichischen Zeithistoriker Gerhard Botz einmal die »Lebenslüge« der Zweiten Republik nannte, vermag kaum mehr jemanden aufzuregen. Aber, wie aktuelle Stellungnahmen der letzten Tage zeigen, hat ein anderes Ereignis – der kurze Bürgerkrieg zwischen bewaffneten Formationen der Arbeiterbewegung und den vereinten Kräften von Polizei, Bundesheer und faschistischen »Heimwehren« vor 90 Jahren – durchaus das Potential, nach Jahrzehnten wieder zu einem umkämpften Gegenstand österreichischer Erinnerungspolitik zu werden.

    Vor allem die Vorgeschichte des 12. Februar 1934 lässt erschreckende Parallelen zu Entwicklungen in der Gegenwart erkennen: Statt durch einen offenen Umsturz erfolgte die Ausschaltung der Linken durch eine Regierung, die durch ein Bündnis reaktionärer Strömungen in der führenden konservativen Partei mit Rechtsextremen gebildet worden war. Die bevorzugte Methode war zunächst nicht der Verfassungsbruch, sondern die schrittweise Lahmlegung demokratischer Institutionen unter Anwendung von Geschäftsordnungstricks – sozusagen Scheibchen für Scheibchen, von denen keines für sich allein die große Auseinandersetzung rechtfertigen würde. »Salamitaktik« nannte man das in Österreich.

    In all den Auseinandersetzungen der letzten Jahre über den »österreichischen Anteil« an der Schoah und ganz allgemein über die Rolle der österreichischen Nazis sowohl im »eigenen« Land als auch in den eroberten Gebieten, wurde der österreichischen Diktatur, die der Annexion an Hitlerdeutschland im März 1938 voranging, lange Zeit wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Nur in der Frage, ob diese Diktatur als »Austrofaschismus« bezeichnet werden darf, oder doch eher eine »Kanzlerdiktatur« oder überhaupt keine Diktatur, sondern ein »Ständestaat« war, gerieten nicht nur die politischen Parteien, sondern auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aneinander. Auch der im Juli 1934 von Naziputschisten ermordete Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, der 1933 Parlament und Verfassungsgerichtshof ausgeschaltet hatte, und sein Nachfolger Kurt Schuschnigg, der im März 1938 vor Hitler kapituliert hatte, mussten als Namensgeber herhalten: Als »Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur« bezeichnet beispielsweise das in der Wiener Hofburg untergebrachte »Haus der Geschichte Österreich« das autoritäre Regime zwischen 1933 und 1938.

    Faschistisch, halbfaschistisch?
    Vor rund zwanzig Jahren begann eine Diskussion in den Zeit-, Rechts- und Sozialwissenschaften über die Notwendigkeit einer gründlicheren Analyse des politischen Systems des Austrofaschismus, das trotz seiner Kurzlebigkeit in mehreren Aspekten auch nach 1945 noch jahrzehntelang nachwirkte. Abseits parteipolitischer Einflussnahmen war es in dieser akademischen Diskussion möglich, alle Argumente für und gegen eine Definition der Diktatur als »faschistisch« oder »halbfaschistisch« abzuwägen. Dabei ging es immer auch darum, den Unterschied zum deutschen oder italienischen Faschismus herauszuarbeiten. Für österreichische Konservative, die sich ab 1938 in deutschen Konzentrationslagern wiederfanden, war das immer auch eine Frage der persönlichen Ehre – man wollte nicht mit den Nazis in einen Topf geworfen werden.

    Einigkeit herrschte in der Wissenschaft hinsichtlich der Schwäche des Regimes, das nur bei der katholischen Bauernschaft und bei Beamten über eine einigermaßen solide Massenbasis verfügte, wobei für Beamte die Mitgliedschaft in der Einheitspartei »Vaterländische Front« verpflichtend war. Da die katholisch-faschistische Regierungskoalition sich nur auf ein schwaches Drittel der Bevölkerung stützen konnte, regierte sie mit Notverordnungen. In Untergrundgruppen organisierten sich auf der Linken jeweils rund 16.000 Mitglieder der Revolutionären Sozialisten (die Nachfolgepartei der Sozialdemokratie) und der KPÖ (die durch Übertritte enttäuschter Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ihre Mitgliederzahl vervierfacht hatte) und auf der Rechten 70.000 Anhänger des österreichischen Ablegers der NSDAP. Außenpolitisch war das Regime auf die Unterstützung des faschistischen Italiens angewiesen. Nach Bildung der »Achse« zwischen Berlin und Rom 1936 versuchte die Wiener Regierung zwei Jahre lang, sich mit Hitlerdeutschland zu arrangieren und musste tatenlos zusehen, wie die Nazipartei im eigenen Land immer stärker wurde – Ende 1937 zählte der »Reichsschatzmeister« schon 105.000 illegale Mitglieder in Österreich, darunter eine wachsende Zahl beim Bundesheer, bei der Polizei und der Gendarmerie.

    Die zweifellos wichtigste Untersuchung zum Thema ist die von dem Wiener Politikwissenschaftler Emmerich Tálos 2013 vorgelegte umfangreiche Studie »Das austrofaschistische Herrschaftssystem. Österreich 1933–1938«. Die Arbeit wurde relativ breit rezipiert, doch in erster Linie durch die Brille der Auseinandersetzung um den Begriff »Austrofaschismus«. Weniger beachtet wurde Tálos’ Widerlegung der bis heute von konservativer Seite kolportierten Behauptung, Dollfuß und Schuschnigg hätten mit ihrem »Ständestaat« in erster Linie ein Bollwerk gegen die Bedrohung durch Nazideutschland errichten wollen. Tálos zeigt an zahlreichen Beispielen, dass die Austrofaschisten eine politische Agenda verfolgten, die sich bezüglich der Herrschaftsmechanismen am italienischen Faschismus orientierte, die Zerschlagung der Arbeiterbewegung bezweckte und die Rückkehr zu vormodernen gesellschaftlichen Zuständen mit der katholischen Kirche als wichtigstem gesellschaftlichem Ordnungsfaktor anstrebte.

    Beginn der Kämpfe

    Ereignisgeschichtlich sind die Kämpfe im Februar 1934 in Publikationen, die 1974 und 1984, jeweils zu den Jahrestagen erschienen, einigermaßen gründlich untersucht. Bekannt ist auch, wer kämpfte: auf seiten der Aufständischen in erster Linie Männer des seit 31. März 1933 in die Illegalität gedrängten Republikanischen Schutzbundes, einer 1923 gegründeten paramilitärischen Formation der Sozialdemokratie, die die Republik gegen Angriffe der faschistischen Heimwehren nach dem Muster von Mussolinis »Marsch auf Rom« schützen sollte. Kommunisten wurden am Mitmachen gehindert, leisteten aber – ebenso wie mehrere Frauen – wichtige Dienste bei der Kommunikation zwischen den Kampfplätzen sowie der Herstellung von Flugblättern, bei der Versorgung von Verwundeten und ab dem letzten Tag der Kämpfe auch bei der Flucht über die tschechische Grenze. Auf Regierungsseite standen Bundesheer und Polizei. Die »Heimwehren« waren aus militärischer Sicht eine vernachlässigbare Größe, taten sich aber mit Brutalitäten an gefangenen Schutzbündlern hervor.

    Die Kämpfe begannen am Montag, den 12. Februar, um 7 Uhr in Linz an der Donau mit dem Überfall der Polizei auf das »Hotel Schiff«, die Zentrale der oberösterreichischen SP. Der oberösterreichische Parteisekretär Richard Bernaschek hatte am Sonntag mit Vertretern der Landesparteileitung vereinbart, dass eine neuerliche, als »Waffensuche« getarnte Demolierung eines sozialdemokratischen Parteiheimes mit bewaffneter Gegenwehr beantwortet werde – und den Parteivorstand in Wien durch Boten darüber in Kenntnis gesetzt. Die telefonisch durchgegebene Warnung vor einem Losschlagen wurde von der Polizei abgehört, die daraufhin beschloss, die Parteizentrale im »Hotel Schiff« anzugreifen. Der Wiener »Heimwehr«-Führer Vizekanzler Emil Fey verkündete derweil bei einem sonntäglichen Faschistenaufmarsch im niederösterreichischen Gänserndorf: »Wir werden morgen an die Arbeit gehen, und wir werden ganze Arbeit leisten!« Bernaschek gelang es noch, telefonische Anordnungen für die voraussichtlichen Brennpunkte der Kämpfe außerhalb von Linz – die Industriestadt Steyr und das Kohlerevier im Hausruck – durchzugeben und Wien zu benachrichtigen. Um 11.46 Uhr standen in der Hauptstadt mit einem Ruck alle Straßenbahnen still, weil ein Arbeiter in den städtischen Elektrizitätswerken den Hauptschalter umgelegt hatte. Das war das Signal für den Generalstreik, der allerdings selbst in Wien nur lückenhaft durchgeführt wurde, und für die Mitglieder des Republikanischen Schutzbundes, sich zu den Sammelplätzen zu begeben. Doch nur in wenigen Bezirken Wiens fanden sich dort auch die Parteifunktionäre ein, die über die Lage der Waffenverstecke Bescheid wussten. Brennpunkte der Kämpfe in Wien waren unter anderem im Bezirk Ottakring der große Gemeindewohnbau Sandleitenhof und das Arbeiterheim, im Bezirk Döbling der langgestreckte Karl-Marx-Hof, vor allem aber Floridsdorf – der große Arbeiterbezirk am linken Donauufer, wo die Kämpfe am 13. Februar den Höhepunkt erreichten. Hans Hautmann: »Was hier an diesem und am folgenden Tag geschah, gehört zu den hervorragendsten Beispielen in der Geschichte der großen bewaffneten Insurrektionen des internationalen Proletariats.«¹ Hauptkampfgebiete außerhalb Wiens und Oberösterreichs waren die Industriestädte der Obersteiermark und Graz. Im Laufe des 14. und 15. Februars brach der Aufstand zusammen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, die wichtigste ist jedoch, dass die Aufständischen nur vereinzelt Einrichtungen wie Polizeiwachstuben angriffen. Meist verschanzten sie sich in den Gemeindebauten und verteidigten sich gegen Polizei und Bundesheer. Die Schutzbündler mussten die schmerzliche Erfahrung machen, dass, wie Engels in »Revolution und Konterrevolution in Deutschland« schrieb, die »Defensive (…) der Tod jedes bewaffneten Aufstands« ist.

    Brutale Rache

    Die Rache der Sieger war brutal. Das von der Regierung verkündete Standrecht, das die Verhängung von Todesurteilen erlaubte, wurde erst aufgehoben, nachdem der sozialdemokratische Landesparteisekretär der Steiermark, Koloman Wallisch, der in den Kämpfen in Bruck an der Mur eine führende Rolle gespielt hatte, verhaftet werden konnte. Obwohl Wallisch gewählter Abgeordneter zum steiermärkischen Landtag und zum österreichischen Nationalrat war, wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet.

    Finissage, 29. Februar, Guernica-Gaza
    Der »Rechtsprechung« der Sieger hatte der deutsche Politikwissenschaftler Everhard Holtmann schon 1974 auf einer wissenschaftlichen Tagung zum 40. Jahrestag des Februar 1934 die »Bereitschaft, dem Regime bei der gewaltsamen und rechtswidrigen Ausschaltung der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung mittels tendenziöser Rechtsprechung zu assistieren« bescheinigt.²

    Erstaunlicherweise war die Geschichtsschreibung jahrzehntelang nur an den neun Hinrichtungen interessiert gewesen; erst 2004 publizierte der heutige österreichische Bildungsminister, der Rechtshistoriker Martin Polaschek, eine umfassende Untersuchung der Standgerichtsbarkeit des Februar 1934. Die Einbeziehung der 14 begnadigten Verurteilten zeigt Ausmaß und Tendenz der Terrorjustiz des angeblich so »gemütlichen« Austrofaschismus.

    Relativ spät widmete sich die akademische Geschichtsschreibung der Frage der Opfer der Februarkämpfe 1934. Während das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes seit den 1990er Jahren die Namen der österreichischen Holocaust­opfer recherchiert und auf dem Denkmal im Wiener Ostarrîchi-Park inzwischen mehr als 64.000 der mutmaßlich 66.500 Ermordeten verzeichnet sind, war die namentliche Erfassung der rund 360 Toten des Februars 1934 (wovon die 112 auf seiten der Regierungskräfte bereits bekannt waren) bis vor wenigen Jahren kein Thema gewesen. Es war wohl das Festhalten an der historischen Legendenbildung in den ersten Wochen nach den Kämpfen über angeblich Tausende Opfer des Bürgerkriegs gewesen, die ein simples Nachzählen der in Archivakten dokumentierten Toten verhindert hatte.

    Sowohl die Forschungsergebnisse zum Austrofaschismus als auch die 2019 als Sensation und »Entzauberung« linker »Mythen« präsentierten tatsächlichen Opferzahlen, die angeblich eine Neubewertung der Februarkämpfe erfordern würden, fanden kurzfristig ihren Weg auch in Zeitungsfeuilletons und soziale Medien. Ihr Einfluss auf die breite Öffentlichkeit und auf die Erinnerungspolitik der politischen Parteien blieb jedoch beschränkt.

    Dollfuß’ Verteidiger

    Das änderte sich 2022. Nach dem Rücktritt von Sebastian Kurz im Dezember 2021 wurde Innenminister Karl Nehammer Bundeskanzler. Nehammers Nachfolge als Innenminister trat Gerhard Karner an, ein bis dahin wenig bekannter niederösterreichischer Lokalpolitiker, der sich zunächst als Scharfmacher in Asyl- und Migrationsfragen positioniert hatte und bald darauf auch international auffällig wurde, als er namens der österreichischen Regierung den Beitritt von Rumänien und Bulgarien zum Schengen-Raum blockierte.

    Vor seiner Ernennung zum Minister war Karner Bürgermeister in Texingtal gewesen, einem Dorf mit nicht einmal 2.000 Einwohnern und einem kleinen Museum: Hier befindet sich das Geburtshaus von Engelbert Dollfuß, das Familienangehörige mit Unterstützung durch Funktionäre des niederösterreichischen Bauernbunds, einer Teilorganisation der ÖVP, mit diversen Devotionalien gefüllt und 1998 an die Gemeinde verpachtet hatten. Schon viele Jahre bevor Karner Bürgermeister geworden war, hatte die Gemeinde in dem Haus ein – allerdings wenig besuchtes – Museum eingerichtet. Eine Tafel neben dem Eingang ließ keinen Zweifel an der politischen Ausrichtung: »Geburtshaus des großen Bundeskanzlers und Erneuerers Österreichs Dr. Engelbert Dollfuß«. Das Museum wurde zwar Anfang 2022 zugesperrt, doch ließ sich nicht mehr verhindern, dass Innenminister Karner mit der »Huldigungsstätte« für den Diktator identifiziert und damit als Apologet des Austrofaschismus »entlarvt« wurde. Es gab kaum eine Zeitung in Österreich, die nicht darüber berichtete. Es nützte auch nichts, dass ÖVP-Chef Nehammer schon im Dezember 2021 in einem Fernsehinterview nicht nur die »Justizmorde« der Standgerichte »unerträglich« gefunden hatte, sondern auch die Frage, warum er sich so schwertue, das Dollfuß-Regime Austrofaschismus zu nennen, pariert hatte, indem er Austrofaschismus und Austromarxismus in einem Atemzug nannte und meinte, »im Kontext der Zeit« könnte man Dollfuß als »Austrofaschisten« bezeichnen.

    Angesichts des Medienrummels fühlten sich einige Altvordere der Österreichischen Volkspartei verpflichtet, zur Verteidigung auszurücken – aber nicht, um zu betonen, dass die heutige ÖVP nichts mehr mit der Christlichsozialen Partei der Zwischenkriegszeit zu tun habe, sondern um Bundeskanzler Dollfuß als Getriebenen hinzustellen, dem angesichts des Drucks von Mussolini und des Erstarkens der NSDAP bei Landtags- und Gemeinderatswahlen gar nichts anderes übriggeblieben sei, als »autoritär« zu reagieren. Andreas Khol, von den 1970er- bis in die 1990er Jahre Leiter der Parteiakademie und 1999 Architekt der Koalition zwischen Volkspartei und Jörg Haiders »Freiheitlichen«, gab die neue Linie vor (Kurier, 4.2.2024): Früher habe er die Bezeichnung »Bürgerkrieg« für die Februarkämpfe übernommen, das sei auch eine Möglichkeit gewesen, »mit der Linken über dieses Thema ins Gespräch zu kommen«. Doch diese »gemeinsame Gesprächsbasis ist weitgehend verloren gegangen«. Dass Dollfuß das Parlament ausgeschaltet habe, könne man ihm doch nicht vorwerfen. Das »verantwortungslose« Parlamentspräsidium habe im März 1933 den Nationalrat selbst lahmgelegt. Dollfuß hat diese Situation »ausgenutzt«, weil er »ganz offensichtlich« stark unter dem Eindruck der Gemeinderatswahlen in Innsbruck stand: »40 Prozent für die Nationalsozialisten im katholischen Tirol!« Außerdem gab es ringsum in Europa »einen Schwund der Demokratie«, ganz so wie heute. Doch »die Zeit ist längst über diese Dinge hinweggegangen. Wer immer hier noch auf diesem Klavier spielt, macht das nicht in der Absicht des Gedenkens, sondern in der Absicht, die Geschichte als Keule zu verwenden, um dem anderen auf den Schädel zu schlagen.« Gleichzeitig legte Khol Kanzler Nehammer die Bemerkung in den Mund, es sei »egal, ob man das Dollfuß-Regime ›austrofaschistisch‹ nennt oder nicht, es sei jedenfalls abzulehnen«. Und weiter: »Die Historisierung des Februaraufstands ist nur zu erreichen, wenn man auch über Dollfuß größere Klarheit gewinnt – und auch eingesteht, dass es eine Diktatur war.«

    Die Mär von der Mitschuld

    Andreas Khol ist nur die prominenteste Stimme der Konservativen, die das rückgängig zu machen versuchen, was als Ergebnis der erwähnten wissenschaftlichen Untersuchungen auch von ÖVP-Politikern eingestanden worden war: Dass die »Schuld« am Bürgerkrieg des Februar 1934 und der Errichtung der Diktatur eben nicht – wie man es zu Zeiten der Großen Koalition in den 1950er und 1960er Jahren gemacht hatte – gleichmäßig auf Linke und Rechte verteilt werden kann, sondern Ergebnis bewussten Handelns jener war, die in der parlamentarischen Demokratie ein Hindernis für die Erreichung ihrer politischen Ziele sahen. Dieser Backlash hat vor einigen Jahren Unterstützung durch einen Historiker bekommen, dem Khol die Erkenntnis verdankt, dass es kein Bürgerkrieg war: Kurt Bauer, der die Namen der Februaropfer recherchierte, hat 2019 ein Buch mit dem Titel »Der Februaraufstand 1934. Fakten und Mythen« vorgelegt. Khol: »Ich habe da meine Meinung im Lichte der Publikation von Kurt Bauer geändert.«

    Kurt Bauers Buch wurde breit rezipiert und wird auch jetzt, zum 90. Jahrestag der Februarkämpfe, wieder als angeblich objektive Darstellung gelobt und damit zum Teil der Erinnerungspolitik. Dabei verrät schon der Stil der Schilderung der historischen Ereignisse, bei wem die Sympathien des Autors sind und auf welche Quellen er sich vornehmlich stützt. Die Verlegung einer Bundesheer-Einheit ins Hausrucker Kohlerevier liest sich beispielsweise so: »Durch tiefen Schnee kämpften sich die Soldaten über den Berg Richtung Holzleithen.« Ganz anders die Schilderung der Bewegungen der Aufständischen. Der steirische Arbeiterkammersekretär Josef Stanek hatte »einen fatalen Fehler begangen: Er war nicht wie die anderen sozialdemokratischen Funktionäre sofort von der Bildfläche verschwunden, sondern hatte sich stundenlang bei den Aufständischen herumgetrieben.« Die Funktionäre der Arbeiterbewegung lügen, übertreiben maßlos und betreiben Greuelpropaganda. Die Regierung hingegen macht »unkluge« Dinge und ergreift »überzogene« Maßnahmen wie diese »überhasteten, schlampig durchgeführten« Standgerichtsprozesse: »Verurteilte, die möglicherweise durchaus verwerfliche Taten begangen hatten (…), wurden wegen der drakonischen Urteile mit einem Mal zu Märtyrern der Arbeiterbewegung.« Verbrechen der Heimwehr wie die Erschießung von Arbeitersanitätern in Holzleithen im Hausruck werden nicht zur faschistischen politischen Einstellung der Täter in Bezug gesetzt: »Das unbestreitbare Faktum des besonders brutalen Vorgehens der Heimwehren dürfte darauf zurückzuführen sein, dass es sich im Grunde um eine bunt zusammengewürfelte Truppe handelte. Die Heimwehrleute waren schlechter ausgebildet als die Angehörigen der Polizei, Gendarmerie und des Bundesheeres, und in der Regel verhielten sie sich auch wesentlich undisziplinierter.« Zu dieser Verharmlosung passt, dass in Zeitungsartikeln, die sich mit dem bevorstehenden Jahrestag beschäftigen, die »Heimwehren« entweder gar nicht erwähnt werden – oder ihr faschistischer Charakter unterschlagen wird, als ob das irgendwelche Heimatvereine gewesen wären. Auf diese Weise wird aus dem Abwehrkampf gegen die faschistische Machtübernahme eine parteipolitisch motivierte Revolte gegen eine legitime Regierung.

    Dass der versuchte Aufstand nach nicht einmal vier Tagen mit einer kompletten Niederlage endete, führte dazu, dass zu Recht darüber diskutiert wird, ob man die Kämpfe überhaupt als Bürgerkrieg bezeichnen kann. Der rasche Zusammenbruch lag vor allem an zwei Faktoren: dem Fehlen einer einsatzbereiten und fähigen Leitung auf Seiten der Aufständischen und dem Einsatz von Artillerie gegen Wohnhäuser, der die Kämpfenden zur Aufgabe der bedrohten Objekte manchmal schon veranlasste, bevor das Bundesheer den ersten Schuss abgefeuert hatte. Dennoch gaben die Kämpfe in Österreich dem Kampf gegen die faschistische Offensive auch anderswo in Europa neuen Aufschwung.

    Keine kampflose Niederlage

    Dass Dollfuß jeglichen Einfluss der Linken mit Brachialgewalt brechen und ein autoritär-faschistisches Regime errichten wollte, war angesichts der faschistischen Machtübernahme in Deutschland und der aggressiven Außenpolitik der Mussolini-Diktatur keine Kleinigkeit. Es ging schließlich nicht um eine Auseinandersetzung um Details der Budgetpolitik, sondern um Demokratie oder Diktatur, die Aufrechterhaltung eines wenngleich prekären Friedens oder das Taumeln Europas in den nächsten Weltkrieg – mit Österreich an der Seite des faschistischen Italiens. In diesem Abwehrkampf, dessen Erfolg das Gemetzel des Zweiten Weltkrieges und die Schoah verhindern hätte können, brauchte es positive Anknüpfungspunkte. Dass zumindest Teile der österreichischen Arbeiterschaft sich bewaffnet gegen die faschistische Machtübernahme aufzulehnen versuchten, war nach der kampflosen Niederlage der deutschen Arbeiterbewegung durch die Machtübernahme Hitlers von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

    Eine persönliche Nachbemerkung: Anfang 1984 veröffentlichte der Berliner Dietz-Verlag ein von Hans Hautmann und mir verfasstes Taschenbuch über den Februar 1934 in Österreich. Wenige Wochen später, vom 28. Februar bis 1. März 1984 nahm ich an einer Konferenz in Sellin (Rügen) teil, die sich mit Fragen der Faschismusforschung beschäftigte. In einer Konferenzpause kam ein DDR-Kollege auf mich zu – er hielt das Taschenbuch in der Hand und wollte wissen, ob wir als Autoren denn keine Schwierigkeiten gehabt hätten, den Band im parteieigenen Dietz-Verlag zu veröffentlichen. Denn das Buch könne als versteckte Kritik an der Politik der KPD-Führung in den Tagen der Machtübernahme durch die Nazifaschisten gelesen werden. Schließlich hätten österreichische Sozialdemokraten etwas zustande gebracht, wozu KPD und SPD im Jahr zuvor nicht in der Lage gewesen seien.

    Anmerkungen

    1 Winfried R. Garscha/Hans Hautmann: Februar 1934 in Österreich, Berlin 1984, S. 131

    2 Everhard Holtmann: Politische Tendenzjustiz während des Februaraufstands 1934. In: Das Jahr 1934: 12. Februar, München 1975, S. 49

    Winfried R. Garscha ist Historiker und langjähriger Mitarbeiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands.

    #Autriche #histoire #fascisme